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Volksfrömmigkeit
Bei den inhaltlichen Themen unseres PAMINA-Museums nimmt die "Volksfrömmigkeit" einen hohen Rang ein.
Bedingt durch die überregional bekannte Wallfahrtskirche "Maria Bickesheim" mit seiner langen Tradition und Geschichte war und ist das Thema in Durmersheim und Umgebung von großer Bedeutung.
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Im Allgemeinen versteht man unter Volksfrömmigkeit den sichtbaren Ausdruck der Religiösität unter den Laien einer regionalen Glaubensgemeinschaft.
Sie setzt sich zusammen aus der „offiziellen“ Liturgie (Gesamtheit der religiösen Zeromonien und Riten) und traditionellen Bräuchen, die in „gutem Glauben“ mit der Religion in Verbindung gebracht werden. Diese haben oft auch heidnische Wurzeln.
Aus theologischer Sicht versteht man unter Volksfrömmigkeit religiös motivierte Handlungen, die zwar nicht durch die heiligen Schriften legitimiert sind, jedoch auch nicht als Aberglaube oder Ketzerei angesehen werden. Im Gegensatz zum Volksglauben werden sie geduldet oder auch integriert, jedoch nicht gefördert.
Die Volksfrömmigkeit ist Teil des Volksglaubens. Diese beiden Begriffe werden (vor allem in der deutschen Volkskunde) häufig nicht scharf voneinander abgegrenzt und synonym benutzt. Letzterer ist im Gegensatz dazu jedoch konkret auf den „geistigen Überbau“ religiöser und spiritueller Überzeugungen bezogen.
Papst Benedikt XVI. nannte die Volksfrömmigkeit eine "Fleischwerdung des Glaubens, in der ein Hunger nach Gott zum Ausdruck kommt, wie ihn nur die Einfachen und Armen spüren können."
Volksfrömmigkeit spricht das subjektive Empfinden stärker an als den Verstand. Sie äußert sich häufig in expressiven, ausdrucksstarken Formen und arbeitet mit vielfältigen Symbolen. Gelebte und offizielle Frömmigkeit standen oft in einem oppositionellen Verhältnis.
Folgende Phänomene sind für die Volksfrömmigkeit außerhalb der Liturgie typisch:
1750 entwarf der Aufklärer David Hume ein religionswissenschaftliches „Zweischichtenmodell“, nach dem es im Monotheismus immer eine „Religion des gemeinen Volkes“ und eine „Elitereligion“ gäbe. Während die Elite – die Theologen und der Klerus – die Lehre vollumfänglich verstehe und sie zu bewahren versuche, würde im Volk eine Tendenz zur (verdeckten) Vielgötterei herrschen (Beispiel: Heiligenverehrung im Katholizismus).
Ursachen der Entstehung
Die Volksfrömmigkeit entsteht oft durch den praktischen Umgang gläubiger Laien mit ihrem Glauben und kann so auch als "populäre Frömmigkeit" verstanden werden. Ihr fehlt häufig die Tradition der intellektuellen Diskussion innerhalb des Glaubens (Theologie), der "offiziellen Frömmigkeit".
Hierbei kann auch Eigenes und Neues in der Glaubensausübung entstehen.
Regionale Einflüsse, Einflüsse aus anderen Religionen und Riten sowie der Zeitgeist erweitern Feste und Bräuche. Damit bieten sie einen wertvollen Beitrag für das Verständnis einer. Die Anzahl „fremdreligiöser“ Elemente in der Volksfrömmigkeit ist regional sehr unterschiedlich (auch innerhalb eines Volkes) und hängt von ethnischen Vermischungen und historischen Einflüssen durch verdrängte oder verbotene (heidnische) Religionen ab.
Frömmigkeit ist eine Lebenshaltung, in der religiöse Überzeugungen mit dem Alltagsverhalten in Einklang gebracht werden; sie ist die gelebte Antwort des Menschen auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Volksfrömmigkeit passt die von den Kirchen vorgegebenen Glaubensinhalte und Glaubenspraktiken den eigenen Bedürfnissen und Denkweisen an. Sie ist mehr ein emotionaler als rationaler Ausdruck von Glaube. Deshalb ist sie auch eine sehr ausdrucksstark gelebte Frömmigkeit, die von der Kirche oft auch in die Nähe von Aberglaube gerückt wurde.
Christentum
Im Katholizismus hat sich eine Vielfalt volkstümlicher Frömmigkeitsformen entwickelt, vor allem im Bereich der Marien-, Engel- und Heiligenverehrung, in der auch Einseitigkeiten und Auswüchse entstanden und vom kirchlichen Lehramt kritisiert und teilweise als Häresie verurteilt werden.
Der Protestantismus, der eine Rückbesinnung auf die Schrift forderte, stand der Volksfrömmigkeit von Anfang an skeptisch gegenüber. In geringerem Maß haben aber auch in seinem Bereich bildliche und rituelle Ausdrucksformen Raum gefunden und sich regionale Besonderheiten entwickelt.
Formen der Volksfrömmigkeit im Kirchenjahr
Es gibt viele aus dem kirchlichen Festjahr herausgewachsene Gebräuche der Volksfrömmigkeit, z.B. der Adventskranz, an Weihnachten die Krippe, der Christbaum oder das Gebäck und die Sternsinger.
Auch Passionsspiele in der Osterzeit wie in Oberammergau (durch ein Gelübde) oder auch die Volksschauspiele in Ötigheim sind Ausdruck regionaler Volksfrömmigkeit.
Die vielerorts traditionellen Blumenteppiche bei den Fronleichnamsprozessionen, Kerzenweihen an St. Blasius oder die Kräuterbüschelweihe ("Wiiwisch") an Mariä Himmelfahrt (15. August) gehören ebenfalls dazu.
Unsere Texttafeln zu Wallfahrt und Volksfrömmigkeit