Historische Gasthäuser

 

Auch in unseren Orten hat sich seit dem Mittelalter ein reges "Wirtschaftsleben" entwickelt. Es entstanden Gastwirtschaften und Poststationen, die zum Teil bis heute zumindest in der Bausubstanz des Ortes noch vorhanden sind.

 

Sie spielten im Dorf seit jeher eine große Rolle, neben Kirche und Rat- und Schulhaus. Sie gehörten zu den populärsten und wichtigsten Einrichtungen des gesellschaftlichen Lebens. Als es noch keine Zeitungen gab, erfuhr man hier die Neuigkeiten aus der großen und kleinen Welt von Wanderern, Reisenden und Wallfahrern. Auch gab es bis zum Ende des 19. Jahrhunderts noch keine Vereine, so dass die Wirtsstube für die Männer meist der einzige Ort war, wo man die ohnehin knappe Freizeit verbrachte.

 

Dorfpolitik wurde oft mehr hier als im Rathaus gemacht, und auch zu einem Kaufabschluss gehörte meist ein gemeinsamer Umtrunk. Vermögende Leute konnten es sich leisten, Hochzeiten in einer Wirtschaft zu feiern.

 

Die meisten Gastwirte betrieben ihr Gasthaus neben der Landwirtschaft. 

 

Bei den Dorfwirtschaften wurde streng unterschieden zwischen "Schildwirtschaften" und "Straußwirtschaften".

Straußwirtschaften hingen als Erkennungszeichen einen Strauß an die Tür, während die anderen ein Schild hatten, das auch den Namen für die Wirtschaft symbolisierte. Straußwirte durften lediglich Getränke, meistens Bier und Wein, ausschenken. Nur Schildwirtschaften hatten das Recht, Fremde zu beherbergen, Speisen zu verabreichen und Hochzeitsgesellschaften aufzunehmen.

 

Aus der Zeit vor dem 30jährigen Krieg haben wir nur wenig Nachricht über die damals im Dorf befindlichen Gasthäuser. Am 12. November 1472 wird beiläufig in einer Zeugenaussage das Wirtshaus des Hans Graben in Durmersheim genannt. Wo es stand, welchen Namen es hatte, ist nicht bekannt.

       

Aus dem Jahr 1511 (Freitag nach Appolonia/09. Februar) ist festgehalten: "Paulin, Wirt von Durmersheim, erkauft für sich und seine Mutter um die von Letzterer auf der Herberge zu Durmersheim stehenden 42 fl. Hofraithe, Haus und Scheune an der Landstraße nach Muggensturm."

Es kann aber nicht eindeutig dargelegt werden, ob es sich dabei um eine in Durmersheim  befindliche Gaststätte handelt.

 

Kurz vor dem 30jährigen Krieg, um 1600, standen schon der „Schwarze Adler“ und der „Wolf“ auf dem Gelände des ebersteinischen Hofgutes. Das Grundstück mitten im Dorf war ca. 4000 m2 groß.

       

Für die Versorgung der Begleiter der Markgrafen und der Durchreisenden auf der alten Straße auf dem Hochgestade hatte Durmersheim schon sehr früh Herbergen und Wirtschaften. Hier wurden auch die Pferde gewechselt.

1682 werden genannt: der „Wolf“, die „Krone“ und der „Schwarze Adler“. Etwa 100 Jahre später, finden wir in Durmersheim bei ca. 700 Einwohnern die Gastwirtschaften  „Adler“, „Wolf“, „Hirsch“, „Kreuz“, „Engel“ und  „Lamm“ und zusätzlich 7 Bierwirte, also Straußwirtschaften.

       

Die meisten Wirte brauten ihr Bier selbst, denn Brauereien, die  ihr Bier an die Wirte lieferten, gab es kaum. In einigen Wirtshäusern im Dorf gibt es noch heute tiefe Keller, die der kühlen Lagerung des Bieres dienten. Auch hatten die meisten Wirte die Erlaubnis Branntwein zu brennen.

       

In einem amtl. Bericht über die Ortsbereisung von 1854 steht: „Am Ort befinden sich 5 Gastwirtschaften und 4 Bierwirtschaften, welche den Bedürfnissen vollauf genügen. Ein besonderes polizei-liches Einschreiten gegen die Wirte war nicht erforderlich.“

       

Und im Ortsbereisungsbericht von 1875, 20 Jahre später, heißt es: „Die Wirtshaussitzerei und Lum-perei der zahlreichen jungen Arbeiter, welche teils in der Kartoffelmehlfabrik im Orte, teils in Carls-ruhe Verdienst haben, ist sehr ausgeprägt und man vermisst bei vorkommenden Exzessen energi-sches Einschreiten.“

       

Die Kartoffelmehlfabrik gehörte der Firma Sinner aus Karlsruhe, die hier Stärke und Hefe herstellte. Später war auf dem Gelände die Firma SIKA, heute stehen dort die Hochhäuser an der Würmersheimer Straße.

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Neben "Adler" und "Wolf" gehören noch der "Engel" (1779), das „Kreuz“ (vor 1763) und die „Krone“ (genannt 1682) zu den alten Wirtschaften.

Ende des 19.Jh. bis in das 20.Jh. kamen die Wirtshäuser „Schiff“, „Blume“, „Zum Bahnhof“ (Reschdratz), „Warteck“, „Waldhorn“ (heute Parkplatz gegenüber vom Kreuz, war auch Lehrerwohnhaus und Raiffeisenbank), „Zur  Klamm“ (Bierwirtschaft, an der Würmersheimer Str. im alten Haus der Familie Eichler).

 

Schon vor dem 30jährigen Krieg, um 1609 werden der „Schwarze Adler“ und der „Wolf“ auf dem Grundstück des Ebersteinischen Hofgutes erwähnt. Die Ebersteiner verloren eine Hälfte des Hofgutes und damit den „Wolf“ an das aufstrebende Geschlecht der Markgrafen von Baden und die andere Hälfte mit dem „Adler“ in Form einer Stiftung an die Kirche in Gernsbach und damit unter geistliche Verwaltung.

Diese beiden Wirtshäuser sind sicher die ältesten im Ort.

 

"Adler"

Nach einem Eintrag im Kirchenbuch der Pfarrei war am 8. November 1660 die Hochzeit des Balthasar Becker mit "deß Ersamen Peter Dreßlers dochter Margaretha Stabhalters zu Würmersßheim, und wirts zum Adeler zu Durmerßheim".

Folglich war der Stabhalter von Würmersheim, Peter Dreßler, zugleich auch Adlerwirt in Durmersheim. 

Der Stabhalter war als Vertreter des Landesherrn Vorsteher des örtlichen Gerichts und trug bei den Amtsgeschäften als Zeichen einen Stab, ein altes Herrschaftssymbol.

Ab 1725 erscheint mit dem aus Sinzheim stammenden Johann Adam Trapp wieder ein Adlerwirt namentlich, dem sein Sohn Wilhelm Trapp nachfolgte.

       

In dem Bericht zur Renovation (ist eine systematische Zusammenstellung aller Besitzverhältnisse im Dorf, ähnlich einem Grundbuch) von 1763 heißt es:

„Wilhelm Trapp der Schuldhaiß, Adlerwürth und Metzger.

Eine grosse 2 stockete Behausung das Würthshaus zum Schwartzen adler genannt.

Item Metzel und Stallungen vom Hauß abgesondert, dazu eine grosse besondere 5

gäblige Scheuer, alles in einer Hofraithe.“

       

Wilhelm Trapps Nachfolger war sein Schwiegersohn Christoph Schlick, geboren in Salmbach/Elsaß. Christoph Schlick baute ein neues Gebäude für den "Adler" und bat 1797, das Wirteprivileg auch auf  dieses neue Haus übernehmen zu dürfen. Bei diesem Christoph Schlick in Durmersheim kehrte auch oft Johann Peter Hebel ein und nahm seinen Schoppen, wie er in seinen Kalender-Erzählungen (1809) schrieb.

 

Der Durmersheimer Adler war dann fast 100 Jahre lang im Besitz dieser Familie Schlick.

Ab 1893 war Augustin Martin Adlerwirt. Seine Tochter Anna heiratete Wilhelm Vogel. Deren Sohn Edwin Vogel erbte 1955 den „Adler“, der dann fast 100 Jahre, bis 1990, im Familienbesitz war.

        

Mehrere Adlerwirte waren in der Vergangenheit Schultheiß oder nahmen sonst eine wichtige Rolle in der Dorfpolitik ein. Auch war der Adler lange Zeit Poststation, so dass er insgesamt als der mit Abstand bedeutendste und wohl auch wirtschaftlich ertragreichste der alten Durmersheimer Gasthöfe erscheint, mit einer über 400jährigen historischen Vergangenheit. 

 

 

 

 

"Wolf"                                  

Stabhalter Friedrich Becker, ein Enkel des einstigen Adlerwirts Balthasar Becker, kaufte im Jahr 1739 für 3000 Gulden, den „Wolf“. Der "Wolf" blieb daraufhin über 5 Generationen hinweg im Besitz der Familie Becker, die auch noch nebenbei Posthalter waren, wie auch die Wirte vom „Adler“ und „Hirsch“.

Posthalter waren oft Privatleute, die Pferde, später auch Kutschen besaßen und diese nach vertraglichen Vereinbarungen der Post zwecks Pferde- und Wagenwechsel zur Verfügung stellten.

     

Wenn die Posthalter gleichzeitig Gasthäuser besaßen, konnten sie von den Reisenden gleich in zweifacher Hinsicht profitieren. Posthalter waren oft vermögende Leute, das Amt wurde meist innerhalb der Familie weitervererbt.

Später erscheinen der in Ottenau geborene Karl Merkel und Franz Schorpp als Wirte auf dem "Wolf", bis er 1930 von Lukas Bastian und dann von seinem Schwiegersohn Max Flasack übernommen wurde.

 

 

 

„Sternen“

1844 verkaufte der Schuster Johann Haitz das Grundstück für 1600 Gulden an den Bierwirt Carl Abath, der eine Schankwirtschaft mit  Branntweinausschank darauf erbaute. 

 

1883 teilte Karl Enderle dem Gemeinderat brieflich mit, dass er die „Gebäulichkeiten samt Sommerwirtschaft des verstorbenen Carl Abath käuflich erworben habe. Im Haus wird seit 40 Jahren eine Schankwirtschaft mit Branntweinausschank betrieben.

 

Der Wirt Carl Abath sei bereits 1876 gestorben, und die Witwe hätte das Gasthaus zuletzt mit ihrer Nichte geführt, da aus der Ehe mit Carl Abath keine Kinder vorhanden wären. Diese Nichte hätte er geheiratet. Sie wollten nun gemeinsam das Gasthaus leiten. Das Haus habe einen guten Ruf und würde von besseren Leuten besucht. Im Bierbuch würde ein jährlicher Verbrauch von 1500 Litern angegeben. Die Genehmigung zum Branntweinausschank sei wichtig, da die Arbeiter im Gemeindewald oftmals als Nahrung nur ein Stück Schwarzbrot und ein Gläschen Branntwein hätten. Der Verdienst dieser Arbeiter sei nicht hoch und sie müssten auch ihre Familien ernähren.

Der Ort habe 2721 Seelen, 9 Wirtschaften, und alle hätten die Genehmigung Branntwein auszuschenken. Durmersheim sei ein gut besuchter Marktflecken und eine Kartoffelmehlfabrik gebe es auch.

Er sei Inhaber des Eisernen Kreuzes II. Klasse und hätte bei der Infanterie in Breisach gedient. Da er vom 1870/71er Krieg immer noch eine Kugel im Unterleib habe, möchte er seine Frau und seine Kinder versorgt wissen“. 

       

Soweit der Brief. Der Bezirksrat stimmte dem Gesuch zu, Karl Enderle durfte auch Branntwein ausschenken. 

       

Nach dem Wirt Karl Enderle kauft 1899 die Freiherrliche von Seldeneck’sche Brauerei aus Karlsruhe-Mühlburg die Wirtschaft. 1910 wird das Wirtshaus weiterverkauft an Reinhard Melcher.

       

Im Grundbuch ist eingetragen:

„Kaufvertrag“ zwischen Herrn Oberschlosshauptmann Freiherr Wilhelm v. Seldeneck, Exzellenz in Karlsruhe Mühlburg und dem Wirt Reinhard Melcher

Auflage: „Allen Bierverbrauch in der Wirtschaft „Zum Stern“ und über die Straße und nach auswärtigen Orten 12 Jahre lang, vom 1. Januar 1911 an gerechnet, nur ausschließlich aus der Mühlburger Brauerei, vormals Freiherrliche v. Seldeneck’sche Brauerei in Karlsruhe- Mühlburg zu beziehen, und zwar den Hektoliter Lagerbier um 20 M 50 Pf und den Hektoliter helles oder dunkles Versandbier (Exportbier) um 23 M. 

Die Flasche dunkles Lagerbier 0,7 ltr. zu 17 Pfg., die Flasche helles oder dunkles Versandbier 0.7 ltr. zu 22 Pfg. 1938 erbte der Sohn August Melcher, Metzger und Wirt, das Anwesen. Nach seinem Tod (1977) ging es an seine Witwe Paula Melcher, geb. Hammer und dann ihre Nichte.

 

Mit seiner Kegelbahn war der "Sternen" ein beliebter Treffpunkt im Ort.

„Hirsch“

     

Auch  der  "Hirsch" ist ein  sehr  alter  Gasthof.

Ursprünglich befand er sich ungefähr dort, wo  die Bäckerei Maier (seit 2019 Bäckerei Braun)  ist.

 

Bereits 1747 ruhte auf dem „Hirsch“ eine Schildgerechtigkeit. In der Renovation von 1763 steht geschrieben: „Zweystockete Behausung das Würthshaus zum Hirsch. Item eine anderthalbstockete Behausung und Scheuer aneinander, Hofraithe und Kuchelgarten."

 

Als ersten Wirt finden wir einen Bernhard Hammer (1695-1772), ihm folgte sein Sohn Franz (1720 - 1790), diesem Johann Baptist Trapp (1756-1794). Nach dessen Tod erwarb Josef Vögele das Schild "Zum Hirsch" und damit auch das Wirtsrecht, das er in sein Haus bei der Bickesheimer Kirche übertragen wollte, was aber vom damaligen Lammwirt Daiger verhindert wurde.

 

Nach Josef Vögele ging der Hirsch an die Witwe des früheren Hirschwirtes Joh. Trapp, Margaretha geb. Dunz, die den Bietigheimer Franz Anton Volz (+ 18.6.1840) heiratete, der die Wirtschaft dann wieder betrieb.

Seit 1802 war Franz Josef Weingärtner Hirschwirt, der mit seiner Ehefrau Agatha geb. Ästle 1808 das neue, heutige Gasthaus erbaute.

 

Ungefähr um 1840 gelangte der "Hirsch" dann für mehrere Generationen in den Besitz der Familie Ganz. Aus dieser Familie waren Hirschwirte: der Bürgermeister Ignaz Ganz (29.9.1791 - 25.1.1846, ertrunken), sein Sohn Heinrich (1819-1891) und dessen Sohn Ludwig (1853-1945).

Nach dem Krieg übernahm dessen Schwiegersohn Karl Gressel den Hirsch, der seit 1987 von seinem Enkel Gerhard Bauer geführt wird.

 

 

An die Zeit als Posthalterei erinnert noch das an der Straßenseite erkennbare zugemauerte Tor.

 

 

 

"Engel"


Über die Entstehung des "Engels" haben wir nähere Kenntnisse.

 

Der Durmersheimer Bürger Martin Ell (1730-1795), Schneider und Krämer, erhielt 1758 die Erlaubnis, in seinem Haus Bier ausschenken zu dürfen.

Dieses Haus lag nach dem Dorfplan 1763 an der Bachstraße, der damaligen Hauptstraße des Dorfes, ungefähr dort, wo heute der Zugang über den Federbach zum Festplatz ist. Es war ihm jedoch verboten, Wein und Speisen an Gäste abzugeben oder diese zu beherbergen.

 

Nachdem er 15 Jahre lang seinen Bierschank betrieben hatte, beantragte er 1773 die Schildgerechtigkeit, um seinen Gästen auch Wein vorsetzen zu dürfen. Im Hinblick auf den Lammwirt Braxmaier, der sich in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten befand, welche die Regierung durch Einrichtung einer neuen Wirtschaft nicht noch verstärken wollte, wurde Ell's Gesuch abgewiesen.

 

Ein Jahr später, 1774, wurde ihm aber der Weinausschank gestattet. Ell war jetzt ein "Straußwirt", vorher war er nur Bierhändler.

 

Im Jahr 1778 kam er bei der Regierung erneut um die Schildgerechtigkeit ein, d. h. um das Recht, einen Schild auszuhängen und seinen Gästen auch Speisen und Beherbergung anbieten zu dürfen. Nachdem sein Haus und seine Küche als genügend befunden worden waren, wurde ihm 1779 endlich das Schildrecht gegen eine Gebühr von 75 Gulden erteilt. Er wählte als Schild den "Engel".

 

Vor 1800 erbaute er ein neues Haus und verlegte seine Wirtschaft aus dem Tiefgestade an die nach 1770 gebaute neue Hauptstraße (dorthin wo der Engel heute steht), weil der Durchgangsverkehr jetzt nicht mehr über die Bachstraße lief.

 

Nach seinem Tod im Jahr 1795 folgte ihm als Wirt auf dem "Engel" sein Sohn Josef.

 

Es folgten noch einige Wirte auf dem „Engel“, bis 1895 die Brauerei Sinner/Karlsruhe die Wirtschaft erwirbt: 

Bartholomäus Speck aus Ettlingen (+1843), Benedikt Weingärtner (1779-1848), Franz Anton Höfele aus Ötigheim.

Ell, Speck und Weingärtner waren zugleich auch Bäcker

 

1921 wird Ludwig Augenstein Wirt. Nach ihm geht der Engel nach einer Zwangsversteigerung wieder in den Besitz der Brauerei Sinner über.

1953 ist Anna Enderle Wirtin, danach Magdalena Maier und anschließend ihr Sohn Siegfried.

 

 

 

"Lamm"                                                                    (siehe unten Broschüre: Geschichte des Lamm)

 

Eine lange und bewegte Geschichte hat schließlich auch das "Lamm"!

Bickesheim war von jeher Kreuzungspunkt zweier wichtiger Straßen, der auf dem Hochgestade führenden Landstraße und der von Au am Rhein, wo einst ein Rheinübergang war, nach Ettlingen führenden Straße. An diesem Schnittpunkt befand sich eine Zollstation und dabei auch ein Gasthaus, allerdings nur eine "Straußenwirtschaft".

Dieses Zollhaus wird erstmals 1690 genannt; im Jahr 1754 begegnet Martin Heck (1.11.1724 - 1.2.1786) als Wirt "Zum Zollhäusel". Heck stand bei der Herrschaft allerdings nicht gerade in bestem Ansehen, da er selbst dem Trunk ergeben war und seinen Verpflichtungen sehr schlecht nachkam. Sein Gesuch, an Sonn- und Markttagen sowie an den Marienfesten und den Festen der Apostel, Spielleute halten zu dürfen, um ein besseres Geschäft zu machen, sowie den Pachtzins zu vermindern, wurde abgeschlagen. Der Amtmann in Rastatt hatte gleichzeitig den Auftrag bekommen, auf das baufällige "Zollhäusel" ein Auge zu haben und die nötigen Reparaturen vorzunehmen. Bald darauf verlor Heck sein Erblehen endgültig und am 4.6.1756 verlieh Markgraf Ludwig Georg das "Zoll-häusel" als Erblehen an Ignaz Enderle (24.7.1723 - 19.2.1768).

 

Der erhaltene Erblehensbrief enthielt folgende Bedingungen:

  1. dass Enderle auf eigene Kosten ein neues Wirtshaus anstelle des alten und baufälligen Hauses bauen muss, wozu ihm allerdings der Bauplatz gratis angewiesen wird. Dieses muss zwei geräumige Zimmer für die fürstlichen Beamten haben, die jeweils zu den Marienfesten nach Bickesheim kommen.
  2. dass er von der Wirtschaft jährlich 115 fl. als Gült zahle,
  3. dass er "keinem liederlichen Diebsgesindel oder Vagabunden" Aufenthalt gestatte, andernfalls drohe ihm der Entzug des Lehens und

    4. dass er zwar keine Befreiung von Frondiensten erhalte (solche hatten der Adler- und

        der Wolfwirt), dafür aber keine Schatzung oder außerordentliche Kreisgelder 

        bezahlen müsse. Der von der Herrschaft angewiesene Bauplatz für den Bau eines

        neuen Wirtshauses ist ungefähr derselbe, auf dem das Gasthaus "Zum Lamm" heute

        steht, demnach muss sich das alte "Zollhäusel" an einem anderen Ort befunden

        haben - möglicherweise im Tiefgestade bei der alten Mühle neben der Brücke.

 

Vier Jahre nach seiner Belehnung ist Enderle seiner eingegangenen Verpflichtung, zwei geräumige Zimmer für die markgräflichen Beamten zu halten, noch nicht nachgekommen, worauf ihn die Hofkammer am 23.9.1760 hinwies. Bald darauf muss er dann das "Lamm" am heutigen Platz doch gebaut haben, denn die Renovation von 1763 verzeichnet das Gasthaus an diesem Platz und beschreibt es wie folgt: "Eine modellmäßig zweystöckige Behausung samt einer viergäbligen Scheuer und separaten Stallungen nebst Kuchelgarten und Hofraitheplatz ... neben der Speyrer Straße".

 

Zwischenzeitlich meldete sich der frühere Wirt Martin Heck nochmals, und zwar unterbreitete er 1765 das Gesuch, ein neues Wirtshaus "Zu den drei Königen" errichten zu dürfen, was natürlich eine Konkurrenz für das "Lamm" gewesen wäre. Heck stand aber bei der Herrschaft noch zu deutlich in schlechter Erinnerung, weshalb sein Gesuch abgewiesen wurde.

 

Der Lammwirt Enderle starb Anfang 1768, seine Ehefrau Elisabeth geb. Rasch heiratete nach seinem Tod einen Jakob Sattler, welcher das "Lamm" übernahm. Wegen seiner vielen Schulden war er jedoch schon 1770 gezwungen, die Wirtschaft zu verkaufen.

 

Als einziger Interessent meldete sich Benedikt Braxmaier aus Frauenalb, der das Erblehen für 2740 Gulden übernahm. Da Braxmaier noch kein Bürger in Durmersheim war und daher kein Erblehen annehmen durfte, musste er erst noch rasch durch die Gemeinde Durmersheim eingebürgert werden. In diesem Zusammenhang erfahren wir, dass Brax-maier ein für die damalige Zeit vermögender Mann war und rund 3000 fl. sein eigen nannte. Mit dem Bickesheimer Wirtshaus machte er freilich ein schlechtes Geschäft, und als er 1794 starb, stand er am Rande des Ruins. Nachteilig wirkte sich zunächst aus, dass gerade zu dem Zeitpunkt, als er seine Wirtschaft übernahm, die neue Landstraße gebaut wurde. Bisher führte diese ja (die heutige Speyerer Straße) direkt an der Wirtschaft vorbei und brachte daher immer auch auswärtige Gäste, die neue Landstraße von Karlsruhe hingegen (die heutige Hauptstraße) ließ das Wirtshaus im wahrsten Sinn des Wortes links liegen. Obendrein versuchte die Gemeinde Durmersheim damals, den seit Jahrhunderten üblichen Bickesheimer Markt nach Durmersheim zu verlegen. Das hätte Braxmaier zu-sätzliche Kunden gekostet, weshalb er bei der fürstlichen Rentkammer gegen diese Pläne protestierte und sie letztlich auch verhinderte. Dass der beliebte Markt bis heute auf dem Bickesheimer Platz stattfindet, ist also dem Engagement des damaligen Lammwirtes zu verdanken.

 

Gegen die größte Gefahr für seine Wirtschaft war Braxmaier freilich machtlos. Sie ergab sich aus der Aufhebung des Jesuitenordens, die Papst Clemens XIV. 1773 verfügte. Die Jesuiten hatten von ihrer Niederlassung in Ettlingen her seit 1634 die Wallfahrt in Bickesheim betreut und diese im ohnehin wallfahrtsbegeisterten Barockzeitalter zu einer neuen Blüte gebracht. Das hatte nun ein Ende.

 

Auch das Aussterben der katholischen Markgrafen von Baden-Baden im Jahr 1771 und der Übergang an den protestantischen Markgrafen von Baden-Durlach war der Wallfahrt natürlich nicht förderlich. Schließlich wandte sich der Zeitgeist der Aufklärung gegen das Wallfahrtswesen überhaupt. Alle Faktoren zusammen ließen die Wallfahrt rasant bergab gehen. Bereits am 21.1.1775 musste Braxmaier bei der Herrschaft um eine Reduktion der Gült ansuchen. Er schrieb: "Nach Aufhebung des Jesuitenordens ist die Wallfahrt fast gänzlich abgegangen ... Es ist mir mein bester Verdienst genommen".

 

Der Adlerwirt Schlick versuchte damals sogar, das "Lamm" zu übernehmen, was Braxmaier freilich abwehren konnte. Sein Gesuch um Ermäßigung der Gült wurde abgelehnt, dafür erhielt er aber die Schildgerechtigkeit, wodurch man sich eine gewisse Hebung der Geschäfte versprach. Braxmaier wählte damals, wohl auch um Pilger anzusprechen, als Schild das "Lamm". Die Geschäfte gingen freilich auch weiterhin schlecht, und im Jahr 1778 vermerkte das Rentamt, dass sich Braxmaier mehr von der Land-wirtschaft als vom Wirtsbetrieb ernähre. Auch die Verlegung der unterhalb der Bickesheimer Kirche befindlichen Mühle an die Bachstrasse kostete Braxmaier Kunden.

Als er im Sommer 1794 starb, war trotz seiner Rührigkeit von seinem einstigen Vermö-gen kaum mehr etwas übrig geblieben. Zu seinem Andenken stiftete die Witwe ein Feldkreuz (heute Kreuzung Durlacher Straße und Triftstraße).

 

Nach Braxmaiers Tod führte die hinterlassene Witwe Maria Martha geb. Siquard die Wirtschaft zunächst allein weiter, am 8.4.1795 verlehnte sie die Wirtschaft an Jakob Haitz aus Rastatt, der dort bisher die Wirtschaft "Zum Grünen Baum" geführt hatte. Sein Geschäftsglück fiel dem Kriegswesen jener Jahre zum Opfer, als nämlich schon im Jahr darauf zunächst französische, dann österreichische Truppen sich überall in Baden einquartierten. Jakob Haitz zog sich kurzerhand in sein Haus nach Rastatt zurück und überließ das "Lamm" seinem Schicksal - es wurde offenbar völlig ausgeplündert und demoliert. Jakob Haitz begehrte deshalb bei der Herrschaft einen Erlass seiner Gült, was ihm aber abgeschlagen wurde, obendrein musste er der Witwe Braxmaier 52 fl. Ersatz für das zerstörte Mobiliar zahlen.

 

So wundert es nicht, dass Haitz sein Interesse am "Lamm" schon bald wieder verlor und ein neuer Wirt gesucht wurde. Die Herrschaft hatte beschlossen, den bisherigen Charakter des Gasthauses als Erblehen aufzugeben und das Anwesen vielmehr als freies Eigentum zu versteigern. Den Zuschlag erhielt am 4.11.1796 Christian Becker aus Etzenroth für 4125 fl., der sich jedoch sogleich mit dem Durmersheimer Müller, Franz Anton Daiger, verständigte, woraufhin Daiger an Beckers Stelle in den Kauf eintrat und als erster freier Besitzer das "Lamm" führte.

 

Daiger musste sich freilich zunächst einer Konkurrenzoffensive des Josef Vögele erwehren. Dieser hatte ein Haus an der Grenzstraße, unterhalb der Bickesheimer Kirche, und erbot sich 1798, die Schildgerechtigkeit "Zum Hirsch", dessen Besitzer (Johann Baptist Trapp) bereits vor vier Jahren gestorben war, zu kaufen und in sein Haus zu verlegen.

 

Dagegen wehrten sich die Wirte des "Lamm" und des "Engel". Vögele ließ sich jedoch nicht abschrecken und versuchte alles, um die herrschaftliche Genehmigung zu dieser Verlegung zu erhalten. Die Gemeindebehörde, welche in der Angelegenheit ein Gutachten abgeben sollte, berichtete, dass es ihr gleich sei, ob die Verlegung genehmigt werde oder nicht - "der Wirt, wo den besten Wein haltet und der die Gäst am billigsten haltet, der hat den besten Zugang von Gästen!".

Wie in den anderen Durmersheimer Gasthäusern, so lag damals auch im "Lamm" eine Abteilung Husaren im Quartier. Diese Soldaten mussten die Depeschen und Korrespondenzen nach Karlsruhe, Rastatt und über den Rhein expedieren und zugleich eine stän-dige Verbindung der zu jener Zeit am Rhein liegenden Armeen herstellen. Mit den Wirten, besonders auch dem Lammwirt Daiger, hatten die Soldaten ständig Streitereien.

Vögele erbot sich nun, diese Soldaten unentgeltlich ins Quartier zu nehmen, wenn ihm die Konzession zur Verlegung des "Hirschen" erteilt würde. Ein Major Medicus verwandte sich daher für Vögele und berichtete unter anderem am 6. November 1798: "So wäre man der bisherigen Unanehmlichkeiten mit den Durmersheim Wirten und dem Bickesheimer Lammwirt überhoben, welche trotz der Bezahlung bisher immer viele Einwgendungen gegen die Husareneinquartierung zu machen hatten".

 

Auch diese Fürsprache half dem Vögele nicht, und sein Ansuchen wurde von "Serenissimo", dem Markgrafen, abgewiesen. Das entsprechende Schreiben freilich war mit lateinischen Ausdrücken und Formeln gespickt, die der Durmersheimer Schultheiß, Johannes Koffler, nicht verstand. Koffler interpretierte das Schreiben vielmehr in dem Sinn, als sei die Übertragung des Schildes "Zum Hirsch" auf das Haus des Josef Vögele erlaubt worden und teilte dies dem Antragsteller Vögele entsprechend mit!

Vögele steckte daraufhin am 9. Mai 1800 siegesfroh den Schild an seinem Haus auf und eröffnete den Betrieb - zum größten Erstaunen des Lammwirtes Daiger.

Als dieser sich persönlich an höchster Stelle nach der Angelegenheit erkundigte, stellte sich der Irrtum heraus und Vögele musste den Schild umgehend wieder abnehmen und das Wirten einstellen.

Der Amtsschreiber aber bekam von seinen Vorgesetzten eine "Nase", d.h. einen Verweis, seine Schreiben in Zukunft so abzufassen, dass sie auch ein einfacher Dorfschultheiß verstehen könnte.

 

Daiger hatte im "Lamm" freilich auch weiterhin mit verschiedenen Konkurrenten zu kämpfen. Ein solcher Konkurrent war selbst der Pfarrer von Ettlingen. Seit der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 nämlich war dieser bzw. seine Kapläne für die Wallfahrt zuständig. Dafür hatte er das Recht, an drei Jahrmarkttagen im Mesnerhaus neben der Kirche Wein auszuschenken - und das sogar steuerfrei ("ohmgeldfrei"). Nach langen Protesten, die bereits von Braxmaier, mehr noch von Daiger dagegen vorgebracht wurden, hob man dieses Recht des Ettlinger Pfarrers im Jahr 1808 gegen eine jährliche Entschädigung von 15 fl. schließlich auf.

 

Unter das Kapitel "Konkurrenz" gehört auch der Umstand, dass an den Wallfahrtstagen jeder ordentliche Wirt aus dem Ort, woher die Wallfahrt kam, an der Bickesheimer Kirche seine "Boutique" aufschlagen und ausschenken durfte. Kam beispielsweise eine Prozession von Au, so konnten die Auer Wirte ihre Wallfahrer selbst bewirten.

Schließlich hatte seit 1782 auch noch der "Hardthof" (auch Schafhof genannt) das Recht, Wein auszuschenken. Der damalige Jäger, Sailer, wollte dadurch dem Lammwirt einen Teil der Pilger aus Ettlingen, Bruchhausen etc. abnehmen. Auch in den Jahren 1792 und 1805 wurde das Recht bestätigt, draußen auf dem Hardthof zu wirten.

 

Neben all diesen Konkurrenten machte Daiger auch der Adlerwirt Schlick wieder zu schaffen, denn am 19.2.1802 wurde dieser beim Oberamt Rastatt vorstellig und wollte eine Anordnung erwirken, dass "Weinzehrungen" nur bei den Durmersheimer Wirten im Dorf selbst getrunken werden dürfen.

Beim Verkauf einer Liegenschaft war es damals nämlich üblich, den Kauf im Wirtshaus zu Ende zu bringen und zur Besiegelung des Kaufes wurden oft einige Maß Wein im Kaufvertrag ausbedungen. Schlick wollte nun erreichen, dass solche "Weinzehrungen" für Durmersheimer Liegenschaftsveräußerungen nur bei einem Wirt im Dorf selbst (am besten natürlich bei ihm) vorgenommen werden dürften, nicht aber draußen auf dem "Lamm", das ja damals außerhalb des Dorfes auf freiem Feld stand. Die Rentamtskammer entschied am 19.5.1802 aber gegen Schlick: "Es können diejenigen, die den Weinkauf verzehren wollen, ihn verzehren wo sie wollen".

 

Trotz dieser Anfeindungen konnte Daiger im Jahr 1807 einen gründlichen Umbau des Wirtshauses vornehmen, der fast einem Neubau gleichkam. Dieser Umbau schuf im Großen und Ganzen das Bild, welches das "Lamm" bis heute zeigt. Auf Dauer war Daiger freilich nicht bereit, sein ganzes Vermögen gleich seinen Vorgängern der Lammwirtschaft zu opfern. Er suchte daher einen Käufer für sein Gasthaus und fand ihn 1810 in Person einer Witwe Helena Ell aus Bischwiller im Elsass. Das "Lamm", Scheuer und Stall, eine auf dem Grundstück befindliche alte Ölmühle, 2 Viertel Garten und 3 Morgen Acker wurden am 12.6.1810 für 8000 fl. von dieser "Wittib Ellin" übernommen, die sich freilich nicht selbst in Durmersheim niederließ, sondern die Wirtschaft von ihrer Stieftochter Salome und deren Mann namens Schwing führen ließ. Dieser muss schon bald gestorben sein, denn ein Verzeichnis der Feuerversicherung von 1813 nennt als Lammwirt den Johann Mammel aus Durlach.

Die junge Witwe verheiratete sich indessen mit diesem Johann Mammel, der nun das "Lamm" bis zu seinem Tod im Jahr 1836 betrieb. Im Frühjahr 1827 starb seine Frau Salome, und er verheiratete sich ein zweites Mal, nämlich mit Friderike Geisendörfer aus Karlsruhe, die das "Lamm" auch nach dem Tod Mammels weiterführte. Allerdings sah sie sich genötigt, eine Hypothekarschuld von 4000 fl. aufzunehmen und gab 1842 die Wirtschaft ganz auf.

Johann Mammel und auch seine zweite Ehefrau waren evangelisch, was damals zu Reden gab, schließlich handelte es sich beim "Lamm" um ein Gasthaus, das wesentlich von Wallfahrern lebte.

 

Am 26.9.1842 kam das "Lamm" wieder einmal zur öffentlichen Versteigerung. Den Zuschlag erhielt ein mit Mammel verwandter Polizeiwachtmeister namens Ignaz Stolz aus Konstanz für 9000 fl.

Unerklärlicherweise verkaufte Stolz nur 15 Monate danach (am 22.12.1843) die Wirt-schaft weiter, und zwar an den Lilienwirt aus Neuburgweier, Josef Becker. Dafür erhielt er nur noch 7000 fl., hatte also 2000 fl. Verlust gemacht, was ihm einen langwierigen Prozess mit den Erben Mammels einbrachte.

 

Josef Becker hatte das "Lamm" als Erbteil für seinen Sohn Franz Anton Becker erworben, der sich im März 1845 mit Anna Maria Busch aus Au verheiratete. Beide führten nun das "Lamm" über den langen Zeitraum von 45 Jahren. Nach Ausweis der Akten müssen es trotz der bewegten Zeitläufte (Revolution, Auswanderung, Kriege, Reichsgründung) gute und glückliche Jahre sowohl für die Wirtsleute als auch für das "Lamm" gewesen sein - vielleicht zum ersten Mal in der Geschichte dieses Hauses überhaupt.

 

Nach dem Tode des Lammwirtes Franz Anton Becker (des "Franzton" im Dialekt) im November 1889 zeigte zunächst sein Schwiegersohn Adolf Enderle, ein Sohn des Adlerwirtes, Interesse am "Lamm", zog sich dann aber wieder zurück. Die alte, nun verwitwete Lammwirtin verkaufte daraufhin ihr Anwesen am 27.1.1891 an Simon Bastian. Es scheint dem Bastian im "Lamm" aber nicht so recht gefallen zu haben, denn bereits 1895 verkaufte er es wieder, und zwar an die Brauerei von Seldeneck in Karlsruhe und übernahm statt des Lammes die noch neue Wirtschaft "Zur Blume".

Sein Sohn Johannes Bastian wurde dann von der Brauerei Seldeneck als Pächter im "Lamm" angestellt. Auch wurden in dieser Zeit verschiedene Umbauten und Erneuerungen vorgenommen; so wurde ein (!) Zimmer heizbar gemacht und die sanitären Anlagen verbessert.

 

Schon bald, 1901, folgte ein neuer Pächter, nämlich Georg Sahner, der freilich nur ein Jahr lang auf dem "Lamm" wirtete (und danach den "Engel" übernahm). Am 30.9.1902 zog als neuer Pächter Karl Seiter aus Neuweier (+ 16.8.1940) in das "Lamm" ein, und nachdem er vier Jahre als Pächter gewirtschaftet hatte, übernahm er 1906 das Anwesen als Eigentum. Gas, elektrisches Licht und fließendes Wasser fanden in seiner langen, über dreißigjährigen Zeit als Lammwirt Einzug - für uns Heutige alles Selbstverständlichkeiten, damals ganz moderne Dinge.

 

Dass es bei der Vielzahl von Wirten häufig zu Streitigkeiten untereinander kam, kann kaum verwundern.

Von einem interessanten Wirtestreit wissen die Akten aus dem Jahre 1783 zu berichten. Die Durmersheimer Wirte lebten in Fehde mit dem Schultheißen Christoph Schlick, welcher zugleich ebenfalls Wirt war (auf dem "Adler"). Als Schultheiß hatte er den größten Zuspruch und schädigte die anderen Wirte sehr.

Begreiflicher Neid und auch Zorn führte am 19. Februar 1783 die anderen Wirte beim Lammwirt Braxmaier in der warmen Stube zusammen. Da Braxmaier bereits vor Jahren schlechte Erfahrungen mit dem Adlerwirt Schlick gemacht hatte - 1775, als dieser versuchte, das "Lamm" zu übernehmen - machte er sich zum Organisator der Wirtebewegung gegen den Schultheißen. So verfasste er am selbigen Tag eine Eingabe an den Markgrafen: "Da der Schultheiß Schlick dahier seine Wirtschaft aller unserer dringender Vorstellungen ohnerachtet und gegen deutlich vorliegende Verordnungen beibehalten darf, so sind wir dadurch so auf das Äußerste gebracht, dass wir entweder in kurzer Zeit verderben oder unsere Wirtschaftsgerechtigkeiten wenigstens bis zur Abänderung niederlegen müssen".

Die Wirte drohten also damit, ihre Wirtschaften allesamt zu schließen, wodurch der Markgraf natürlich auch Steuern, die Ohmgelder, verlieren würde. Man rechnete damit, dass "Serenissimus" (wie der Markgraf tituliert wurde) eher den Adlerwirt Schlick des Schultheißenamtes entheben würde  als den Verlust der Ohmgelder zu risikieren.

Es kam freilich ganz anders, denn Oberamt und Rentamtskammer nahmen das Schreiben der Durmersheimer Wirte sehr gelassen auf und ließen am 6. März den Wirten den Bescheid zugehen, dass ihr Gesuch angenommen sei und sie ihre Wirtschaften binnen drei Wochen zu schließen hätten!

Damit hatte man in Durmersheim natürlich nicht gerechnet, und schon am 18. März baten dieselben Wirte kniefällig, man möge ihnen gestatten, ihre Wirtschaften weiterführen zu dürfen. Auch diesem Gesuch entsprach der Markgraf ebenso gnädig wie dem vorigen, und so wirtschafteten sie weiter, beständig mit dem Schultheißen in Kampf und Fehde liegend.

 

Ende des 18. Jahrhunderts, als Durmersheim knapp 800 Einwohner hatte, finden wir insgesamt sechs Gastwirtschaften und sieben Bierwirte! Die Wirtschaften mit Schild waren: "Adler", "Wolf" "Hirsch", "Kreuz", "Engel" und das "Lamm" in Bickesheim. Zwei in jenen Jahren gemachte Bewerbungen um Konzession weiterer Wirtschaften des Peter Ganz und des Adlerwirts Schlick für seinen Schwiegersohn wurden abgewiesen.

 

 

Geschichte des Gasthauses "Zum Lamm"
Gechichte des Lamm-comp.pdf
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