Kriegsverpflegungsanstalt Durmersheim im WK I

 

Kriegsverpflegungsanstalt Durmersheim in Baden

 

W. Coerdt

 

(Fotos am Ende dieser Seite)

 

Die wichtigste Einrichtung für Truppentransporte war ab dem Ende des 19. Jhdt. die Eisenbahn. Im Deutschen Reich wurde das Eisenbahnnetz vor allem nach strategischen Überlegungen ausgebaut. Für Militärbewegungen über große Entfernungen musste auch ein Netz von Versorgungsstationen eingerichtet werden, in denen die durchreisenden Truppen verpflegt wurden. Der Aufenthalt der Truppen betrug nur wenige Stunden. Nach der Speisung ging es per Zug sofort weiter. Solche Kriegsverpflegungsanstalten (KVA) waren über das gesamte Deutsche Reich verteilt, eine lag auch in Durmersheim.

 

Der Anschluss Durmersheims an das staatliche Eisenbahnnetz geht auf die militärische Überlegung zurück, zwischen Karlsruhe und Rastatt parallel zu der schon um 1865 gebauten Linie Karlsruhe - Ettlingen - Malsch - Rastatt eine zweite strategisch nutzbare Strecke von Karlsruhe über Durmersheim nach Rastatt und von dort weiter ins Elsass zu bauen. 1895 wurde diese Verbindung eröffnet. Der Bahnhof Durmersheim wurde aus strategischen Gründen deshalb 4gleisig angelegt.   

 

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Während des Ersten Weltkrieges (1914 – 1918) stand die Kriegsverpflegungsanstalt (KVA) Durmersheim gegenüber vom Bahnhof östlich der Gleise auf Gelände der Deutschen Bahn und auf Gelände des Kieswerks Stürmlinger. Sie lag direkt an der neuen strategischen Eisenbahnlinie Karlsruhe – Rastatt – Roeschwoog.

 

Diese Eisenbahnstrecke wurde kurz vor der Jahrhundertwende 1893 -1895 vor allem zu militärischen Zwecken von Karlsruhe über Durmersheim, Rastatt und auf der Wintersdorfer Brücke über den Rhein nach Roeschwoog in das seit 1870/71 deutsche/deutschbesetzte Elsass eingerichtet.

 

Im Archiv des Hardtmuseums gibt es Feldpostkarten aus der Zeit des Ersten Weltkrieges, auf denen von der KVA Durmersheim mehrere Gebäude zu sehen sind, die an Bahngleisen liegen. Unter den Fotos steht „Kriegsverpflegungsanstalt Durmersheim i. B.“ Weitere Postkarten zeigen auch die Wache und die Kantine. Diese Bilddokumente haben das Interesse an dieser Anlage geweckt.

 

Spurensuche

Im Archiv der Gemeinde Durmersheim finden sich keine Hinweise auf eine Kriegsverpflegungsanstalt in Durmersheim, auch das Kreisarchiv in Rastatt hat außer einer Feldpostkarte keine weiteren Informationen. Im Militärarchiv in Freiburg sind auch keine Unterlagen in den Beständen zu finden. Bei der Suche im Generallandesarchiv in Karlsruhe gab es erste Hinweise auf Materiallagerungen im Bahnhof Durmersheim für eine Kriegsverpflegungsstation.

 

In einem Bestandsnachweis für die „Wasserversorgung im Mobilmachungsfall für die zu errichtende Verpflegungsanstalt auf Station Durmersheim“ v. 8.6.1897 werden unter den laufenden Nummern 1–26 Rohre, Dichtungen, Ventile, Schrauben, ein Pulsometer (Dampfdruckpumpe) und Material für einen gemauerten Brunnenschacht von 11,82m Tiefe und 2m lichter Weite akribisch aufgelistet.

Als Kosten für 1896/97 sind aufgeführt 21.488,59 Reichsmark und für 1897/98 werden weitere 5.783,37 Mark genannt.

 

In einem Entwurf für das Rechnungsjahr 1916 für die KVA Durmersheim werden als Zugang für die Anlage zusätzliches Baumaterial wie Bretter, Fenster, Türen und Tore aufgeführt und mit 2.347,69 Mark kalkuliert.

 

Gelagert wurde das ganze Material ab 1897 im Dachboden des neu erbauten Güterschuppens am Nordende des Bahnhofsgebäudes. Der Güterschuppen ist seit einigen Jahren abgebrochen.

Schon zu Friedenszeiten, weit vor Beginn des Ersten Weltkrieges war also ein Krieg eingeplant und erwartet worden!

 

Das wichtigste Aktenstück aus dem Generallandesarchiv in Karlsruhe ist sicherlich die  "Vorschrift für die Anlage und den Betrieb der Kriegs-Verpflegungsanstalten (K.V.A.)" vom 4. August 1901.

Herausgeber war das Kriegsministerium in Berlin.

 

Entsprechend dieser Vorschrift wurden alle Kriegsverpflegungsanstalten im ganzen Reich errichtet. Selbst die Größe der Kaffeekannen, die genaue Art und Anzahl der Küchengeräte, die Art des Kochens und der Wasserentnahme, die Sitzfläche pro Soldat im Speiseschuppen und die Breite und Tiefe der Aborte waren vorgeschrieben.

 

Zweck der Kriegsverpflegungsanstalten war eine schnelle, ausreichende und ausgiebige Bereitstellung von Speisen und Getränken für die auf der Eisenbahn beförderten Heeresangehörigen und der Bahnbeamten, die sie begleiteten. In der Regel wurden warme Speisen oder Kaffee und kalte Kost für die zur Front nach Westen oder für die aus dem Frontgebiet zurückkehrenden Soldaten und mögliche Kriegsgefangene bereitgestellt und ausgegeben.

 

Schon am 26. Januar 1887 verordnete Kaiser Wilhelm I. („Wir Wilhelm von Gottes Gnaden, Deutscher Kaiser, König von Preußen...“) in der "Militär-Transport-Ordnung für Eisenbahnen im Kriege" unter

 

§ 38 – Verpflegung auf den Anhaltepunkten :

 

„Den Eisenbahnverwaltungen werden von den Militär-Eisenbahnbehörden diejenigen Stationen bezeichnet, welche voraussichtlich für Militärtransporte als Verpflegungsstationen bestimmt werden.

Die Eisenbahnverwaltungen wirken bei der Vorbereitung der Einrichtungen an diesen Stationen mit in der Wahl des Platzes und der allgemeinen Anordnung der betreffenden Anstalten.

An diesen Verpflegungsstationen werden die Kriegsverpflegungsanstalten nach militärischer Vorschrift eingerichtet.“

 

Die Gebäude

Nach der „Vorschrift für die Anlage und den Betrieb der Kriegs-Verpflegungsanstalten vom 4. August 1901 wurden sie nach einem ausgefeilten Plan angelegt. Im militärischen Sinn hatten diese Anlagen alle gleich auszusehen. Das galt auch für Durmersheim. Die erhaltenen Fotos liefern den Beweis dafür. Die Bauten und die sonstigen Einrichtungen der Durmersheimer KVA waren auf das unbedingt Notwendige beschränkt. Es waren Bretterschuppen mit geteerten Pappdächern.

 

Die Küche

Drei große Baracken (s. Lageplan) waren in Hufeisenform angelegt. In der hinteren Baracke (29,6m lang, 6,7m breit, in der Mitte 3,37m hoch), mit 8 großen Fenstern, 4 Türen an der Vorderfront und 4 hohen Kaminen war die Küche mit Essenausgabe, Spülraum, Wasserbehälter und Vorratsraum. Weiter gab es einen Anbau zur Lagerung der Kohle- und Holzvorräte. Auf dem Dach wehte neben anderen Fahnen die schwarz-weiß-rote des deutschen  Reiches. Der Fußboden sollte nach der genannten Verordnung gepflastert sein. In der Küchenbaracke war ein  Speiseraum für die Offiziere eingerichtet.

 

In der Mitte des Küchentraktes stand zusätzlich vor dem Gebäude eine kleine Kantine. Aborte für die Mannschaften ergänzten die Anlage. Nach der Anordnung zum Bau der Kriegsversorgungsanstalten waren Aborte, die von 48 Personen gleichzeitig benutzt werden konnten, in angemessener Entfernung zu den Speiseschuppen an den äußeren Flügeln zu errichten. Für die Offiziere gab es eine kleinere Abortanlage oder sie benutzten wie die in den Verpflegungsanstalten beschäftigten Frauen die vorhandenen Bahnhofsaborte.

 

Die Bauten und Einrichtungen waren so ausgelegt, dass stündliche Verpflegung gewährleistet war – von 6.00 Uhr vormittags bis 22.00 Uhr abends warme Kost und in der übrigen Zeit, wenn erforderlich, statt der warmen Kost, Kaffee und kaltes Essen für bis zu max. 15.000 Portionen täglich.

Die Transportstärke der Züge war 1.100 Soldaten, während der Mobilmachung bis zu 1.600 Köpfe.

 

Hunderttausende (!) von Soldaten wurden hier in Durmersheim verpflegt.

In der Küche standen 8 Kessel mit unmittelbarer Feuerung zu je 640 Liter Inhalt. Je 2 Kessel hatten einen gemeinsamen Kamin, wie man es auf den Fotographien sieht.

 

Neben den Kocheinrichtungen wurden Wärmebehälter bereitgehalten, um die geforderten Höchstleistungen an warmer Kost zu gewährleisten.

Die Kaffeemühlen waren für eine Leistungsfähigkeit von 14 kg stündlich  ausgelegt.

 

Die Speiseschuppen

Die Baracken rechts und links des Küchentrakts (53,12 m lang, 9,35 m breit, in der Mitte 3,90 m hoch) waren die Speiseschuppen für die Mannschaften.

Die beiden Speiseschuppen waren für je 500 Personen ausgelegt. Sie hatten mit ihrer Länge von ca. 53 Metern und einer Tiefe von etwas über 9 Metern knapp 500 qm Grundfläche, für jeden Soldaten also eine Fläche von knapp 1 qm.

An 25 Tischen von 6.00 m Länge und 0.6 m Breite war auf beidseitigen Sitzreihen Platz für je 10 Soldaten.

Vorder- und die Hinterfront hatten 6 Türen und 7 Fenster, die Kopfenden je 2 Fenster, wie es auf den Fotos der Feldpostkarten zu sehen ist. Der Boden der Speiseschuppen hatte ungedielt zu sein, lediglich eine Kies- und Sandschicht wurde aufgetragen. Je nach Witterung wurden Öfen in den Ecken der Schuppen, im Mittelgang und längs der Hinterfront befeuert.

 

Wasserversorgung

Das Bereitstellen von genügend und gesundem Trinkwasser war von großer Bedeutung, deshalb wurden, wie beschrieben, schon in Friedenszeiten im Güterschuppen des Durmersheimer Bahnhofs die benötigten Rohrleitungen und das entsprechende Zubehör gelagert.

Das zeigt, dass die Durmersheimer Kriegsverpflegungsanstalt schon lange vor Kriegsbeginn geplant war, sicher auch wegen der strategischen Lage direkt an der Bahnlinie in das Elsass und weiter nach Lothringen und das übrige Frankreich.

 

Da Durmersheim erst 1927 eine öffentliche Wasserversorgung bekam, ist anzunehmen, dass das benötigte Wasser aus der Brunnenanlage des Bahnhofs entnommen wurde und zusätzlich, wie aus dem Bestandsnachweis von 1897 für die Wasserversorgung zu ersehen ist, mindestens ein neuer Brunnen in der Nähe des Küchengebäudes oder bei den Speiseschuppen geschlagen worden ist. Für jeden Transportzug mit 1100 Soldaten waren mehr als 4000 Liter Wasser bereitzustellen, direkt aus den Brunnen oder aus mehreren Wassertanks mit je 600 Liter Inhalt.

 

Energieversorgung

Seit 1910 wurde Durmersheim mit Gas versorgt. Beim genaueren Betrachten der Feldpostkarten sieht man, dass die Lampen und Leuchten der Anlage mit Gas betrieben wurden. Die Außenleuchten standen entlang der Hauptfront und an der Rückseite der einzelnen Baracken.

Als Innenbeleuchtung dienten Hängelampen, vorgeschrieben waren 6 Stück in der Küche, 26 in einem Speiseschuppen, 2 in der Wachtstube und 4 je Mannschaftsabort.

Elektrizität kam erst 1919 nach Durmersheim.

 

Die rechte Speisebaracke auf den Feldpostkarten war um ca. 4 m verlängert und durch eine Bretterwand von dem Speiseraum getrennt. Darin war ein Wachlokal untergebracht. In der Wachmannschaft dienten zumeist Soldaten älterer Jahrgänge.

 

Als Einfriedigung der ganzen Anlage war ein einfacher Drahtzaun errichtet worden.

 

Militärische und kaufmännische Leitung

Der Bau, die Ausstattung und der Dienstbetrieb waren der Aufsicht des Bahnhofskommandanten im Rang eines Hauptmanns unterstellt, der auch für die „ordnungsmäßige und genügende Verpflegung“ verantwortlich war. Für die Leitung der Kriegsverpflegungsanstalt war dem Bahnhofskommandanten ein Verpflegungsbeamter als kaufmännischer Fachmann zugewiesen worden, der ihm über alle Einzelheiten der Vorbereitung und der Ausführung der Verpflegung Meldung zu machen hatte. Den Anweisungen des Bahnhofskommandanten hatte er unbedingt Folge zu leisten.

 

In der "Dienstanweisung für Verpflegungsbeamten bei den Verpflegungsanstalten" von 1901 ist die Tätigkeit dieser Beamten genau aufgeführt:

 

„Der Verpflegungsbeamte hält darauf, dass die zu liefernden Speisen rechtzeitig in guter Beschaffenheit sowie in der erforderlichen Menge hergestellt und zur Verausgabung bereitgehalten werden. Er muss wegen der Zeit des Eintreffens und für den Fall einer Änderung der Stärke der zu verpflegenden Truppentransporte sich mit dem Bahnhofs-Kom-mandanten in ständiger Verbindung halten.

Geht der Verpflegungsbedarf zeitweise über die Leistungsfähigkeit der Anstalt hinaus, so hat der Verpflegungsbeamte durch geeignete Vorkehrungen, wie Vorratskochen der Speisen, die sich in Wärmehaltern mindestens 12 Stunden aufbewahren lassen oder die Speisen dicker einzukochen und durch Zusatz von kochendem Wasser zu vermehren (auch Kaffee). Teilweise ist auch  die Verwendung von Konserven erlaubt. Der Beamte hat auch Vorkehrungen zu treffen, um in kürzester Zeit wenigstens Kaffee mit kalter Kost bereitzustellen.

Der Verpflegungsbeamte hat streng darauf zu halten, dass

  1. in den Räumen der Verpflegungsanstalt und in ihrer Umgebung, sowie der Bereitung der Speisen stets die größte Sauberkeit herrscht;
  2. die Reinigung der gebrauchten Essgeschirre und Kochkessel rechtzeitig und gründlich erfolgt;
  3. die Desinfektion und die Abfuhr des Abortinhalts, besonders in der heißen Jahreszeit, ausreichend oft bewirkt werden. Da die Reinigung den Eisenbahnverwaltungen obliegt, werden Unterlassungen dem Bahnhofskommandanten gemeldet;
  4. Papierabschnitte stets an den Eingängen der Aborte vorrätig gehalten werden."

 

Materiallieferung/Küchenpersonal

Die Lieferung der Verpflegung und der Heizstoffe wurden einem Verpflegungsunternehmer übertragen. Er musste auch das erforderliche, meist weibliche Personal, vorwiegend aus Durmersheim, für die Küche, für das Auf- und Abtragen der Speisen und das Reinigen der Küchen- und Speiseräume stellen.

Kam es bei der Bereitstellung des Essens zu Engpässen, waren Durmersheimer Gasthäuser (Zum Bahnhof, Schiff und Blume)  angewiesen, die benötigten Speisen zu liefern.

 

Aus den geheim zu haltenden Fahrtlisten ging die Dauer des Aufenthaltes, die Essenszeit und die Art der Verpflegung – warme Kost oder Kaffee mit kalter Kost – hervor. Die Verabreichung der Speisen erfolgt sofort beim Eintreffen der Transporte und vollzog sich möglichst schnell.

 

Für die Herstellung der warmen Speisen wurde bevorzugt frisches Fleisch und frisches Gemüse gekocht. Nur in Notfällen wurde auf Konserven zurückgegriffen.

 

Auszug aus einem Reichstagsprotokoll vom 12. Juni 1918: „Eine gute Verpflegung ist ein Haupterfordernis; denn ohne auskömmliche Verpflegung, kann der beste Soldat nichts leisten!“

Offiziere und obere Beamte erhielten eine bessere Kost.

Für die Essen der Soldaten war ca. 1.00 Reichsmark kalkuliert, für die Offiziere und obere Beamte annähernd das Doppelte, Kriegsgefangene wurden für unter 80 Pfennig verköstigt.

 

Geschirrausstattung

Laut Vorschrift mussten in der Küche bereitgestellt werden:

Je 2200 Löffel, Essnäpfe (Inhalt 1 L), Kaffeetassen (Anmerkung: „Untertassen sind für Mannschaften nicht erforderlich!“),

112 Schüsseln zu je 10 Portionen,

112 Schöpfkellen zu ½ L,

14 Bottiche zu je 80 Portionen zum Transport des Essens von der Küche zu den Speiseschuppen,

Messer und Gabeln gab es nur für die Offiziere und die oberen Beamten.

 

Besoldung des Personals

Die Besoldung der Mitarbeiter in der Kriegsverpflegungsanstalten war von der Militärverwaltung festgelegt:

Köche und Backmeister hatten ein Gehalt von 1600 -2300 Mark, der Magazinaufseher erhielt 1300 – 1800 Mark, Unterbeamte wie Pförtner und Wächter 1200 – 1700 Reichsmark. Der Verpflegungsbeamte, je nach Alter und Dienstrang, bekam ein Gehalt von 2000 – 3600 RM.

 

Die Eisenbahnverwaltung war verpflichtet, die Verpflegungsanstalt, die Umgebung und die Aborte reinigen, desinfizieren und beleuchten zu lassen. Die Reinigung und Beleuchtung im Inneren der Speiseschuppen, der Küche und des Wirtschaftsraums lag bei der Militärverwaltung.

 

Mit Ende des Krieges und der Kapitulation am 11.11.1918, wurde die

"Kriegsverpflegungsanstalt Durmersheim i. B." 

aufgelöst und abgebaut.

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Quellen:

 

-  Vorschrift für die Anlage und den Betrieb der Kriegs-Verpflegungsanstalten

    v. 4. August 1901, Berlin

    GLA Karlsruhe: Signatur 456 F153 Nr. 175

 

-  Bestandsnachweis für die Wasserversorgung im Mobilmachungsfall v. 8.6.1897

    GLA Karlsruhe: Signatur 456 F104 Nr. 101         

 

-  Verordnung, betreffend die Militär-Transport-Ordnung für Eisenbahnen  im Kriege

    vom 26. Januar 1887

 

-  Feldpostkarten

    Arbeitskreis Heimatpflege Durmersheim und private Sammler

 

Die Feldpostkarten aus dem Archiv des Hardtmuseums haben auf diese Kriegsverpflegungsanstalt in Durmersheim, von der es im Ort keinerlei Hinweise gibt, aufmerksam gemacht.

Diese Feldpostkarten sind persönliche und private Dokumente, aber auch Bestandteil der öffentlichen Darstellung des Krieges. Sie lassen uns die Stimmungen spüren, aus denen heraus sie verfasst wurden, sie sagen vieles über die Soldaten aus, die diese Karten verschickten – Wehmut, Trennungsschmerz, Sorgen um die Angehörigen zu Hause, Ängste, Befürchtungen, aber auch Mut und Hoffnung auf eine Heimkehr. Es waren Lebenszeichen an die Angehörigen, manchmal auch die letzten Worte, die der Absender nach Hause an die Eltern, die Geschwister, die Ehefrau und an seine Kinder schrieb.

 

Sie waren das massenhaft genutzte Kommunikationsmittel zwischen  Front und Heimat, durch keinerlei Porto belastet. Ihr kam als zumeist einzige Verbindung mit den Menschen zu Hause eine große Bedeutung zu, wenn auch manchmal schnell geschrieben und oft nichtssagend, um die leere Seite zu füllen und um nicht von der Zensur zurückgehalten zu werden. Auf den meisten Karten wird diese Kontrolle bestätigt durch einen zusätzlichen Stempel: „Geprüft und zu befördern“.

 

Wegen der Kriegs-Allianz mit der Donaumonarchie zogen auch Soldaten aus Österreich-Ungarn durch Durmersheim und schickten ihre  Feldpostkarten nach Wien, Budapest und Budweis in Böhmen.

 

Die Feldpostkarten mit der Ansicht der Kriegsverpflegungsanstalt Durmersheim gab es zu Tausenden. Sie wurden nach Bedarf immer wieder neu gedruckt, sogar mit Druckfehlern, z.B. Kriegsverflegungsanstalt.

Viele der Feldpostkarten von Durmersheim tauchen heute immer wieder bei Auktionen auf, werden im Internet angeboten oder sind bei Händlern auf Flohmärkten zu finden.

 

Einige Texte der Feldpostkarten mit der Ansicht der Anlage in Durmersheim werden hier im Wortlaut genau so wiedergegeben, wie sie der Schreiber damals verfasste.

 

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1.  -  nach Homburg

L. F.!

Zum Zeichen meines Wohlergehens einen Gruß aus weiter Ferne - Albrecht

Ist der Tabak abgesandt? Hier ist andauernd Regenwetter. Grüße an alle im Hause u. Bekannte.

 

17. Aug. 17  -  nach Berlin

Mein liebes Lottchen!

Die herzlichsten Grüße sendet Dir und Kindern Dein Paul

 

21.11.18  -  nach Oberfranken

Liebe Frau und Kinder                                 

Teile Dir kurz mit, dass wir auf deutschem Boden angekommen sind. Hoffentlich kommen wir auch bald an Ort und Stelle. Dann kommt doch  die ersehnte Entlassung. Sonst geht es Gott sei Dank.

 

11.7.15  -  nach München

Liebe Eltern!

Wurde in dieser Station nachts 12 Uhr mit Kaffee, Käs und Kommiß (Kommissbrot) verpflegt. Wir bleiben die ganze Nacht im Zug und fahren dem Elsaß entgegen.

Gruß Rudi

 

Zur Zeit auf Transport

Liebe Eltern!  -  nach Erding

Sind hier an dieser Station wieder verpflegt worden. Es ist hier sehr schön. So was schönes habe ich noch nicht gesehen.

Gruß Franz, Gruß an alle

 

Durmersheim 11. Mai früh 1 Uhr  -  in die Oberpfalz

Liebe Eltern und Geschwister!

Habe soeben gefrühstückt Kaffee mit Käse, haben Karlsruhe schon passiert und werden bald ins Elsaß kommen. Wir werden gut verpflegt so dass wir nicht so viel von unseren Sachen brauchen. So ein Transport wäre ganz schön, bloß nachts kann man nicht schlafen. Es ist eine herrliche Gegend hier. Werde noch…………

Es grüßt Euch alle Hans

 

21.6.15

Besten Gruß sonst alles gut Paul

 

19.4.17

Liebe Mathilde!

Hier haben wir noch Abendessen bekommen. Die Briefe zum Osterfest habe ich erhalten.

Herzliche Grüße und Küsse an Euch Lieben

Virgil

 

13.6.1916

An die Brauerstochter Elise aus Lauf b. Nürnberg

Liebe Elise!

Wir soeben hier abgespeist um ½ 11 Uhr nachts. Wurden sehr müde von weiter Reise. Ach könnte ich bei Dir sein und fröhlich Bier trinken! Hoffe bald wieder…..

Ich schrieb dir schon öfters, bitte auch mir manchmal Antwort zu geben, denn ich vergesse Dich niemals, überhaupt ganz Lauf nicht.

Seid alle bestens gegrüßt, auch meine Kameraden, von Georg Wild

 

13.6.17  -  nach Leipzig

Liebe Liese!

In Eile von der Durchreise beim Frühstück hier die herzl. Grüße Dein Adolf

 

9.1.16

Hier in Durmersheim haben wir Halt gemacht und haben das Nachtessen gekriegt. Hat mir recht geschmeckt, was ja die Hauptsache ist bei mir. Mit Gruß und Kuß aus weiter Ferne schreibt Euch Euer Sohn Karl

Auf Wiedersehen.

 

9.1.16  -  nach Dornach

Liebe Eltern und Geschwister!

Ich will Ihnen gleich mitteilen, dass ich wahrscheinlich auf Polen komme.

Nun, das hat nichts zu sagen, wenn ich nur wieder nach Hause komme zu meinen Lieben.

Gruß an alle im Haus

Landsturmsoldat Karl

 

22.7.  -  nach Brasso in Ungarn!

Hochwertes Frl. Erna

Viele Bussi von Deinem Arturci

 

1.10.17  -  „z. Zt. Transport“

Die herzlichsten Abschiedsgrüße von unserer etwas überhasteten raschen Abreise sendet Euch Euer Fritz

 

22.11.18  -  nach Redwitz in Oberfranken

Liebe Frau und Kinder!

Weil ich gerade Zeit habe will ich Euch eine Karte senden. Was macht denn meine liebe Dora? Jetzt komme ich aber bald, du wirst dich wohl freuen. Es grüßt Euch alle

Euer Vater

 

1.  -  nach Neuenburg in Württemberg

Liebe Sophie!

Auf der Durchreise nahmen wir hier unser Nachtessen ein und sende Dir die besten Grüße

Dein Emil

 

1.  -  nach Ebingen /Württemberg

Meine Lieben!

Von meiner Reise diese Karte, wir haben schon eine schöne Fahrt hinter uns, aber auch noch eine sehr große vor uns. Seid ohne Sorge, es geht mit gut. Viele herzliche Grüße sendet Euch allen, besonders Dir liebe Maria Dein lb. Mann

Auf Wiedersehen!!

Geht mir soweit noch gut, bloß Bier bekommen wir keines!

Nochmals viele Grüße an alle

 

13.5.17  -  nach Dresden

Meine liebe Liese! Auf der Durchfahrt, Ziel unbekannt, grüßt Dich und Deine Lieben

Adolf

 

nach Nürnberg

2 Stationen hinter Karlsruhe

Liebe Maria!  

Hier wurden wir das 2. mal verpflegt, nachts ½ 12 Uhr – Kaffee, Kommiß und ein großes Stück Emmentahler Käse.

Sende Dir die herzlichsten Grüße und Küsse

 

4.4.17  -  nach Heilig Blasien

Liebe Eltern!

Von hier einen schönen Gruß, bin immer gut gesund, was ich Euch auch wünsche. 

Bis auf ein frohes Wiedersehen

Euer Felix

 

 

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