Bei den ortsprägenden Bauwerken von Durmersheim steht die Wallfahrtskirche Maria Bickesheim an vorderster Stelle. Auf sie wird seit ein paar Jahren auch auf der Autobahn als ganz besondere Sehenswürdigkeit hingewiesen.
Ihre Geschichte reicht weit zurück. Sie steht an einer markanten Stelle am Rande des Hochgestades, wo sich Römerstraßen von Weißenburg im Elsass nach Pforzheim und von Basel/Straßburg nach Ladenburg/Mainz kreuzten.
Das in den Fundamenten der alten Durmersheimer Kirche (von 1473) gefundene Fragment eines römischen Viergöttersteins (seit 1830 in der Pfarrkirche St. Dionys eingemauert) sowie Münzfunde weisen auf eine römische Ansiedlung hin, vielleicht nahe dieser Kreuzung von wichtigen römischen Militärstraßen.
Eine Route führte oben entlang des Gestadebruchs vollständig durch Durmersheim und besteht im Ort noch heute teilweise als die uns bekannte "Römerstraße". In dieser Straße fand man 1932 beim Bau der Wasserleitung Pflasterreste aus der Römerzeit, die vermutlich von 100 n.Chr. stammen. Eine weitere Römerstraße führte von Bietigheim kommend quer durch den Hardtwald. Überreste dieser Straße sind noch heute im Hardtwald am Bruchhausener Weg (beim Schießplatz) zu betrachten. Daneben kam aus Weißenburg eine Querverbindung, die über Bickesheim in den Hardtwald und dann Richtung Ettlingen führte.
Es lässt sich vermuten, dass sich an dieser strategischen Straßenkreuzung, wo heute unsere Wallfahrtskirche steht, eine Wegmarkierung oder gar ein römisches Heiligtum befand. In christlicher Zeit hat sich aus solchen Orten oft eine Kapelle oder Kirche entwickelt.
So dürfte es auch an diesem Platz gewesen sein, wo der Ausbau einer Kapelle zu einer frühgotischen Kirche von den badischen Markgrafen schon vor 1250 gefördert wurde.
Im Inneren der Wallfahrtskirche findet man an der Kanzelsäule die älteste Darstellung eines
badischen Wappens von 1280, das aus Anlass der Vermählung von Markgraf Rudolf I. von Baden mit Kunigunde von Eberstein angebracht wurde.
Mittelpunkt der Marienverehrung ist das Gnadenbild aus dem 13. Jahrhundert.
Im Katharinenchor bietet Bickesheim zusätzlich schöne gut erhaltene Fresken aus dem 13./14. Jahr- hundert, die zu den wertvollsten am Oberrhein gezählt werden.
Schon früh wurde die Kirche zum Anziehungspunkt vieler Wallfahrer aus den umliegenden Orten. Die Wallfahrt selbst wird erstmals 1318 erwähnt.
Nachdem 1920 zunächst 5 Patres des Redemptoristen-Ordens nach Bickesheim kamen, wurde an der heutigen Pilgerstraße 1925/1926 das Kloster Bickesheim erbaut. Die Redemptoristen betreuten die Wallfahrtskirche Maria Bickesheim und unterstützten die Seelsorge in den benachbarten Gemeinden. Die Klostergemeinschaft wurde 2010 aufgelöst. Das Gebäude beherbergt heute die Verrechnungsstelle der katholischen Kirchengemeinden der Dekanate Karlsruhe und Rastatt
Einen aktuellen Kirchenführer und einen Flyer mit Beschreibung der Fresken gibt es an der kleinen Verkaufstheke am nördlichen Seiteneingang.
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Kirchenführer von 1937
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Die älteste erhaltene Beschreibung der Geschichte der Wall-fahrtskirche Maria Bickesheim ist das
"Bickesheimer Wallfahrtsbuch von 1747".
Uhr-alte und Andächtige
Verehrung
Der wunderthätigen Mutter
des ewigen Sohn GOttes
Zu Bickesheim
Unter dem Titul
Allgemeine Zuflucht
deren Notleydenden/
Das Hardtmuseum besitzt zwei Originalausgaben.
Ein echter Schatz, wenn man bedenkt, dass es außer drei oder vier Exemplaren in großen Bibliotheken und kirchlichen Archiven höchstens noch eine Handvoll davon in Privatbesitz gibt!
Das Exemplar der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe fiel nach unserem Wissensstand am Ende des 2. Weltkrieg nach einem Bombenangriff auf Karlsruhe den Flammen zum Opfer.
Unser Durmersheimer Heimatforscher Martin Burkart hat 2001 eine neue Ausgabe des Büchleins herausgegeben. In ihr sind die Originalseiten abgebildet, denen eine besser lesbare Abschrift in mo-derner Druckschrift gegenübergestellt ist.
Wir danken Martin Burkart für das Entgegenkommen, seine inzwischen ebenfalls vergriffene Ausgabe auf unserer Homepage interessierten Leserinnen und Lesern zur Verfügung stellen zu können.
Im digitalen Zugang der Universitätsbibliothek Freiburg fanden wir den
"Zweyter Theil - Gottseelige Andachts-Übungen"
des Wallfahrtsbuchs (siehe unten).
Wir verweisen auf die Nutzungsbedingungen der Universitätsbibliothek Freiburg.
Bitte beachten: Das Öffnen großer Dateien dauert etwas länger!
Pfarrer Josef Kary
Geistlicher Rat Josef Kary (1913-2012) war Pfarrer in Rötenbach/Schwarzwald. Zeitlebens interessierte er sich für die Geschichte seines Heimatortes Durmersheim und der Wallfahrtskirche Maria Bickesheim und hat dazu verschiedene kleine Schriften herausgegeben.
Der Artikel von 1961 stammt aus dem Heimatbuch des Landkreises Rastatt"Um Rhein und Murg" (Band 1-1961),
1965 veröffentlichte Josef Kary im Selbstverlag seine inzwischen vergriffene Schrift "Maria Bickesheim und die badischen Markgrafen".
Nicht alle Aussagen von Josef Kary sind historisch belegbar.
Josef Kary war als Schüler oft bei Benefiziat Engelbert Kleiser (1842-1931), dem "Blinden Pfarrer von Bickesheim". Dieser unterrichtete ihn in Latein, Josef Kary las ihm vor und erledigte kleine Dienste für ihn.
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Siehe auch:
Pfarrer Josef Kary und Engelbert Kleiser, der blinde Pfarrer von Bickesheim
> www.ak-heimatpflege-durmersheim.de/maria-bickesheim/engelbert-kleiser/
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Hinweisschild auf der Autobahn A5 (zwischen Rastatt Süd > Rastatt Nord)
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