Ausstellung:  Durmersheim und Würmersheim 1945 - 1955

 

Zur Erinnerung an das Kriegsende am 08. Mai 1945 und die Nachkriegszeit veranstaltete der AKH 2015 eine Ausstellung.

 

Neben umfangreichen Bild- und Textdokumenten führten wir im Museum auch ein gut besuchtes Podiumsgespräch mit Zeitzeugen durch.

 

Zudem fassten wir die Ausstellung in einem kleinen Script zusammen, das im Museumsshop käuflich zu erwerben ist.

 

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Zum Thema:

 

 

 

 

Durmersheim und Würmersheim in den Nachkriegsjahren

1945 - 1952

 

Kriegsende – Besatzungszeit – Nachkriegszeit - Aufbau

 

 

Ende 1944 war der Krieg in unser Dorf gekommen. Durmersheim und Würmersheim wurden Frontgebiet mit Rundumverteidigung. Seit November 1944 waren die Alliierten im Elsaß. Bis April 1945 wurden Durmersheim und Würmersheim bombardiert und beschossen. Fast täglich gab es Fliegeralarm,  die Sirenen ertönten fast ohne Pause und die Menschen flüchteten in die Keller der Wirthäuser Gambrinus, Krone, Adler, Schiff u.a.

 

16.11.1944 - 12.00 Uhr

Fliegerangriff auf Durmersheim. Durch Brand- und Sprengbomben wird das Kino „Palast-Lichtspiel-Theater“ völlig   zerstört und Häuser in unmittelbarer Umgebung beschädigt.

Das Ökonomiegebäude der Metzgerei Schlick und das vom Sandwerk Stürmlinger brennen nieder, eine Reihe von Wohnhäusern wird unbewohnbar.

Die Frau des Kinobesitzers mit ihrer Mutter und dem Hausmädchen kommen ums Leben.

 

18.12.1944

Erste Beschießung mit Artillerie vom westlichen Rheinufer auf Würmersheim. Häuser wurden

zerstört und drei Menschen getötet.

 

Silvester 1944 um 19.30 Uhr

Beschuss mit 15 cm Granaten auf Durmersheim im Bereich von Rathaus und Pfarrhaus mit vielen

stark beschädigten Häusern. Die Menschen waren in den Luftschutzkeller im Gasthaus „Adler“

geflüchtet. Auch Häuser an der ehemaligen Festhalle und um die Bahnhofswirtschaft waren

getroffen. 57 Häuser wurden beschädigt oder zerstört, Menschenleben waren nicht zu beklagen.

 

Kurz vor Kriegsende gab es weitere Bombardierungen und Beschießungen von Durmersheim und Würmersheim.

 

11. März 1945                 

Eine große Zahl Bomben fiel auf den Bereich des Bahnhofs. Getroffen wurde auch die Möbelfabrik

Moser und mehrere Häuser. Einen Tag später erneuter Angriff auf den Bahnhof. Häuser und der

Förderturm des Sandwerks

Stürmlinger wurden schwer beschädigt, zwei Tote waren erneut zu beklagen.

 

25. März 1945                 

Am Palmsonntag warfen angreifende Tiefflieger auf Würmersheim ca. 50 Bomben, 5 Menschen

kamen ums Leben, 13 Häuser sind zerstört worden. Ein Flugzeug stürzte auf Würmersheimer

Gemarkung ab.

 

26. März 1945

Die 7. US Armee überquert bei Mannheim den Rhein.

Die1. Französische Armee folgte am 1. April 1945 und setzte bei Philippsburg über den Fluss.

 

04. April 1945                    

Der Vormarsch französischer Truppen, die von Karlsruhe kamen, stieß in Mörsch auf eine starke

Gegenwehr, ihr Vormarsch blieb stehen. Am gleichen Tag war ein Fliegerangriff, und viele Häuser

im Unterdorf in Durmersheim wurden schwer beschädigt, 3 Menschen starben. Am Abend gab es

starken Artilleriebeschuß.

Ziel war der Kirchturm von St. Dionys, auf dem ein Beobachterposten war. Häuser in der

Umgebung erlitten schwere Schäden, auch die Kirche und die Hildaschule. Am Nachmittag des

nächsten Tages kam es zu Zerstörungen an der Kinderschule und dem Gebäude der Nähschule,

die auf dem Platz des heutigen Pfarrzentrums St. Dionys stand.

 

 

08. April 1945                    

Drei Menschen kamen durch Fliegerbomben um. Die Westwallbunker und der Würmersheimer

Kirchturm wurden beschossen und beschädigt.

 

Deutsche Artillerie hatte am Oberwald und im Heilwald Stellung bezogen, und am

nördlichen Ortseingang, auf dem Bickesheimer Platz, waren Packgeschütze (PAK=Panzerabwehrkanone) in Stellung gegangen. Am 9. April 1945 konnte ein starker Angriff der französischen Armee noch abgewehrt werden. Das Kloster Bickesheim und die Wallfahrtskirche wurden durch die Kampfhandlungen stark in Mitleidenschaft gezogen. Während der Kampfhandlungen holten Durmersheimer Einwohnerinnen und Einwohner die verwundeten Soldaten vom Heilwald mit Ziehwägelchen und Schubkarren ab und brachten sie in ihre Häuser oder in Sanitätsbunker.

 

Die letzten Kampfhandlungen in unserer Gemeinde waren Sprengungen von Brücken.

 

10. April 1945              

In der Nacht wurden die deutschen Stellungen nördlich von Durmersheim aufgegeben. Die

Soldaten zogen sich nach Süden zurück.

 

11. April 1945                  

Am Morgen gegen 6.00 Uhr kamen französische Soldaten von Mörsch her und besetzten unsere

Orte.

 

Aus dem damaligen Rathaus in Durmersheim warfen sie die Hitlerbüste und die Hakenkreuzfahne. Weiter plünderten sie den Weinkeller vom Gasthaus „Sternen“ und verteilten Flaschen an die Bevölkerung. Dann plünderten sie den Weinkeller der Weinhandlung Kunz und weitere Geschäfte und Gebäude.

 

Die jetzt freien, ehemaligen französischen Kriegsgefangenen besetzten das Rathaus und verwalteten mit den Besatzungstruppen in den ersten Wochen Durmersheim.

 

Anschießend versuchten Valentin Minet und Fritz Stößer, mit Rückendeckung der französischen Besatzung, Durmersheim zu leiten. Im Mai 1945 wurde Altbürgermeister Valentin Schorpp dann von der Besatzungsmacht als Bürgermeister eingesetzt, der aber wegen seines hohen Alters einen jüngeren Mann vorschlug. Langsam kehrte der Ort wieder zu geordneten Verhältnissen zurück und ab dem Sommer 1945 leitete Ludwig Brunner die Geschicke der Gemeinde Dur-mersheim. Im Dezember 1948 wurde Ludwig Brunner durch die Wahl der Bevölkerung in seinem Amt bestätigt.

In Würmersheim wurde Dionys Oberle Bürgermeister, der 2 Jahre wegen seiner politischen Überzeugung inhaftiert war.

 

Damit war der Krieg für unsere Heimatgemeinden beendet. Viele Schäden hat er angerichtet und den Menschen tiefes Leid zugefügt.

 

Von über 800 Soldaten aus der Gemeinde Durmersheim sind 330 gefallen, die meisten in Russland in den Jahren 1942 bis 1944, sie waren meistens zwischen 23 und 30 Jahren jung. 65 Soldaten werden noch vermisst. 21 Zivilpersonen sind im Dorf durch Kriegseinwirkungen ums Leben gekommen.

In Würmersheim waren 43 gefallene Soldaten zu beklagen.

 

Wohl jede Familie ist davon betroffen; einige unter ihnen erhielten die schmerzlichen Nachrichten zwei- und dreimal. 

 

 

 

Durmersheim:  1939 --- 4625 Einwohner,        1945 --- 4080 Einwohner

 

Würmersheim: 1939 ---   657 Einwohner,        1945 ---   616 Einwohner

 

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Das besetzte Dorf

 

 

1945 brachte zwar der Einmarsch der Franzosen die Befreiung vom Faschismus, doch mit der Besatzungszeit bis 1949 waren auch schwere Tage verbunden. Wohnungen, ganze Häuser, Einrichtungen und anderer persönlicher Besitz wurden beschlagnahmt und den Eigentümern genommen.

Die Soldaten kamen nicht nur als Befreier. In der Anfangszeit wurden einzelne Frauen vergewaltigt und missbraucht, vielfach profitierten sie aber aus den Verbindungen, denn die dringend benö-tigten Lebensmittel, Zigaretten, Kaffee und Nylonstrümpfe hatten die Soldaten und die Ver-gewaltigungen näherten sich einer Art Prostitution, einer „Fraternisierung“.

 

Die Friedrichschule wurde mit Soldaten belegt, die Hälfte der Möbelfabrik Moser war durch die Militärregierung beschlagnahmt. Das Gelände der Sandgrube Stürmlinger wurde besetzt und ein großes Zeltlager für die Soldaten errichtet.

 

In Durmersheim war die 2. Eskadron, 5. Regiment Saphis marocain stationiert.

 

Es gab:

1 Kasino für Offiziere

1 Kasino für franz. Unteroffiziere

1 Kasino für marokkanische Unteroffiziere

1 Soldatenheim für weiße Franzosen

1 Soldatenheim für marokkanische Soldaten.

 

 

Südlich der Engelstraße wurde in Durmersheim ein Schlagbaum errichtet, der die südliche französische Zone von der nördlichen amerikanischen Besatzungszone trennte.

Kurze Zeit später verlegten die Amerikaner aus organisatorischen Gründen den Schlagbaum an den nördlichen Dorfausgang an die Kreuzung Haupt- und Triftstraße.

 

Jede Person, die diesen Kontrollpunkt passieren wollte, musste einen Grenzpass (Laissez-Passer) vorzeigen. Wer ohne gültigen Grenzausweis erwischt wurde hatte mit Bestrafung zu rechnen. Auch am Bahnhof erfolgten ständige Kontrollen der ankommenden Reisenden.

 

Für die Durmersheimer Landwirte war diese Zonengrenze eine Belastung, da ein Teil der Felder in der amerikanischen Besatzungszone lagen. Auch das Wirtschaftsleben, das bisher von Karlsruhe abhing, wurde gestört und in Mitleidenschaft gezogen.

 

Sämtliche Industrie- und Handwerksbetriebe, Gemeindearbeiter, Landwirte arbeiteten täglich auf dem Weg der Fron in großer Zahl für die Ortskommandantur.

 

Neben den allgemeinen Auflagen der Militärregierung, die die Freiheit eines jeden Bürgers einschränkten, mangelte es vor allem an Lebensmitteln. Das galt besonders für den Teil der Bevölkerung, die keine Landwirtschaft betrieb und nicht wie die Mehrheit Selbstversorger war.

 

In großen Mengen wurden Naturalien angefordert - Getreide, Kartoffeln, Mehl, Fleisch, Milch und Gemüse und für die Pferde Futtermittel und Stroh.

Abgabesoll für ein Jahr:

51 Stück Großvieh

240 bis 250 Kälber

150 bis 180 Schweine

Ca. 800 Schlachtgeflügel.

 

Die Ansprüche der Besatzungssoldaten steigerten sich täglich, so dass diese gegen Ende 1945  fast unerträglich wurden.

 

 

Bunkeranlagen und Geschützstellungen in Durmersheim und Würmersheim

(Quelle: Gemeinde Durmersheim)

 

Bunker und Stellungen in Durmersheim und Würmersheim
Bunkerplan auf Gemarkung.pdf
PDF-Dokument [56.0 MB]

 

 

 

 

Fotogalerie