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Unser Durmerscher Dialekt  -  Auser Durmerscher Schbrôôch!

 

Wir Süddeutschen können uns in Hochdeutsch anstrengen und bemühen wie wir wollen -  der un- verkennbare Akzent in unserer Sprache verrät unsere Herkunft. Und oft werden wir von den "Nordlichtern" deswegen belächelt. Oder was aber noch viel schlimmer ist: Man nennt uns "Schwaben"!

 

Dabei ist es Außenstehenden vielleicht gar nicht bewusst, dass unsere Dialekte wahre Hochsprachen sind, mit einem eigenen Wortschatz und eigener Grammatik.

 

Zu sagen, wir sprechen "Badisch", wäre ungenau. Denn in Baden, das ja kein historisch gewachsenes Stammesgebiet ist, treffen verschiedene Sprachrichtungen aufeinander.

 

Vom Main bis zum Bodensee findet man Ostfränkisch, Südfränkisch, Kurpfälzisch, Schwäbisch,

Niederalemannisch und Hochalemannisch. Ein buntes Dialektwirrwarr, welches sich an den Grenzen auch noch vermischt.

 

So ist es auch mit unserem "Durmerscher Dialekt", der südfränkisch strukturiert ist und da er ins

alemannische Sprachgebiet übergeht auch hiervon verschiedene Elemente aufgenommen hat. So sagen wir alemannisch z.B. "Huus" (Haus) und "Liib" (Leib), während unser "gwä" (gewesen) und das "ghadd" (gehabt) fränkische Wörter sind.

 

Es ist auch nicht so, dass wir in Durmersheim "d'gliche Schbrôôch schwädze" wie unsere Nachbardörfer. Man hört sofort, ob jemand aus Edje, Biedje, Elise, Meersch, Au, Forche oder Bruchhiese stammt - alles Dörfer im Umkreis von wenigen Kilometern und doch mit völlig verschiedenen Dia- lekten.

 

Sprache wird immer vom Leben der Menschen geprägt und geformt. Sitten und Gebräuche,

handwerkliche und landwirtschaftliche Tätigkeiten sowie familiäre Lebensgewohnheiten spiegeln sich in ihr wieder. Zudem gibt es viele oft ortsgebundene phantasievolle Wortschöpfungen wie z.B Gnailefeiz, womit ein Dipfeleschisser, also ein Haarspalter, gemeint ist.

 

Ein Dialekt verändert sich auch ständig durch neue Einflüsse, die dazukommen. Technische

Neuerungen, berufliche Umstände und  die Vermischung mit Anderssprechenden führen dazu, dass sich Dialekte immer mehr der Hochsprache anpassen. Die heute meistens mundartlich gefärbte Umgangssprache halten viele für den Dialekt schlechthin.

 

Was sind nun typische Grundstrukturen unseres Dialektes?

 

Harte Konsonanten sind ganz selten, sie werden fast immer weich ausgesprochen: p, t, k werden zu b, d, g. Der Papa "isch de Babbe", der Opa heißt "Obba", tief wird "dief" und Knolle zur "Gnolle".

 

Anstelle des ö tritt ein e (Depf statt Töpfe) und das ü wird zu i (Diir statt Tür).

 

"Äu" und  "eu" werden unterschiedlich umgeformt. Bäume werden zu "Bääm", ein Läufer zu einem "Lô(i)fer" (schwer auszusprechen), der Beutel nennt sich "Beidel", der Büttel aber Biddel. Das Euter heißt "Idder", so gibt es keine Verwechslung mit Eiter, der aber sowieso "Ôô(i)der" bezeichnet wird.

 

Unser Dialekt hat auch keinen Genitiv. Dieser wird durch den Dativ ersetzt: "Das Haus meines Vaters" heißt dann  "Meim Vadder sei Huus".

 

Relativsätze werden elegant zu typisch süddeutschen "Wo-Sätzen": "Der Mann, der dort läuft, hat O-Beine." Ergibt bei uns: "De Mônn, wu derd laafd, hadd O-Fiiß."

 

Der Fuß reicht bei uns ja von der Hüfte bis zur Ferse. Deswegen muss man sich auch nicht wundern, wenn man in Durmersche hört: Heid duud m'r ôm Gnie de Fuß weh (Heute habe ich Schmerzen am Knie).

 

Und damit wären wir auch bei der schwierigen Frage angekommen, wie man Dialekt schreibt. Es gibt zwar wissenschaftliche Abhandlungen, ja sogar Dialekt-Rechtschreibregeln, aber dennoch findet sich in der Mundartliteratur viel Abweichendes.

 

Es genügt, wenn man die normalen Buchstaben des Alphabets um ein "Ô" bzw. "ô" erweitert. Dieser Laut liegt zwischen "O" und "A", hier und da kann aber auch ein "r" oder sogar ein leichtes "i" mitschwingen.

 

Langgedehnte Vokale werden verdoppelt (Baad - Bad), auf kurze folgt ein Doppelkonsonant (gäwwe - geben).

 

Eine zusätzliche grammatische Besonderheit besteht im Gebrauch der Zeiten. Anstelle von Präteritum (Imperfekt), also Vergangenheit, wird wird immer das Perfekt benutzt (ich hatte - i häbb ghadd). Ein Durmerscher "fuhr" gestern nicht nach Karlsruhe: Geschdern isch-er nô(a)ch Karlsruh' naagfahrn.

 

 

Zum Verb wird oft noch das Hilfsverb tun gesetzt: ich schlafe - i duu schlôôfe.

 

"Äbbes", oder auch "äwwes", ist ein universal verwendbares Wort, das immer und überall passt und viele Bedeutungen haben kann.

 

Für einen Fremden ist es schwer, Badisch bzw. Durmerisch zu lernen. Wer nicht im Ort aufgewachsen sondern ein "Zuzooner" ist, wird wohl selten akzentfrei schwädze, also reden können.

 

Auch umgekehrt kann ein Durmerscher den Hochdeutschen manchmal nicht verstehen, wie eine Frau aus dem hohen Norden erleben musste. Als sie beim Kindergeburtstag die eingeladenen Kinder bat, sich an den Händen zu halten, reagierten die Kleinen nicht. Bis jemand sagte: "Heewed eich!", und schon standen alle händchenhaltend da. Halten heißt "uff Durmerscherisch" heewe.

 

Übrigens sind die Experten sich nicht einig, ob es Durmersche oder Dôrmersche, Durmerscherisch oder Dôrmerscherisch oder gar Durmerisch oder Dôrmerisch heißt.

 

Es soll hier aber nicht näher darauf eingegangen werden, ob "Ewwerdeerfler ôngerschd schwädze wie Hingerdeerfler odder Ungerdeerfler".

 

Zur Vertiefung empfehlen wir die Seite Ortsgeschichte Durmersheim > Bäredriewer

 

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