Durmersheim und Würmersheim in den Nachkriegsjahren
1945 - 1952
Kriegsende – Besatzungszeit – Nachkriegszeit - Aufbau
Ende 1944 war der Krieg in unsere Dörfer gekommen. Durmersheim und Würmersheim wurden Frontgebiet mit Rundumverteidigung.
Seit November 1944 waren die Alliierten im Elsaß. Bis April 1945 wurden Durmersheim und Würersheim bombardiert und beschossen.
Fast täglich gab es Fliegeralarm, die Sirenen ertönten fast ohne Pause und die Menschen flüchteten in die Keller der Wirtshäuser Gambrinus, Krone, Adler, Schiff u.a.
16.11.1944 |
12.00 Uhr, Fliegerangriff auf Durmersheim. Durch Brand- und Sprengbomben wird das Kino „Palast-Lichtspiel-Theater“ völlig zerstört und Häuser in unmittelbarer Umgebung beschädigt. Das Ökonomiegebäude der Metzgerei Schlick und das vom Kieswerk Stürmlinger brennen nieder und eine Reihe von Wohnhäusern werden unbewohnbar. Die Frau des Kinobesitzers mit ihrer Mutter und dem Hausmädchen werden getötet.
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18.12.1944 |
Erste Beschießung mit Artillerie vom westlichen Rheinufer auf Würmersheim. Häuser werden zerstört, drei Menschen getötet.
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Silvester 1944 |
Um 19.30 Uhr Beschuss mit 15-cm-Granaten auf Durmersheim im Bereich von Rathaus und Pfarrhaus mit vielen stark beschädigten Häusern. Die Menschen waren in den Luftschutzkeller im Gasthaus „Adler“ geflüchtet. Auch Häuser an der ehemaligen Festhalle und um die Bahnhofswirtschaft waren getroffen. 57 Häuser wurden beschädigt oder zerstört, Menschenleben waren nicht zu beklagen.
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Kurz vor Kriegsende gab es weitere Bombardierungen und Beschießungen von Durmersheim und Würmersheim.
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seit Januar |
Immer wieder Artillerie- und Jabo (Jagdbomber)-Angriffe auf Durmersheim und Würmersheim
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02. März |
Gegen 10 Uhr erfolgt ein Bombenangriff auf den Bahnhof. Bei der Möbelfabrik "Moser" wird ein Lagerschuppen in Brand geschossen.
Verschiedene private Gebäude werden beschädigt.
Bei der Möbelfabrik "Bauer" wird der polnische Arbeiter Leo Lewandowski tödlich getroffen.
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09. März |
Karl Gressel kommt ums Leben, als er mit seinem Kuhfuhrwerk auf der Hardt von Jabos beschossen wird.
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11. März |
Erneut Luftangriff auf den Bahnhof, auf Moser und das Kieswerk Stürmlinger. Das dazwischen liegende Wohnhaus Vögele wird getroffen, Alois Vögele schwer verletzt.
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25. März
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Gegen 15 Uhr wird Würmersheim aus der Luft angegriffen. Dabei fallen mehr als 50 Bomben auf den Ort. Ein alliiertes Flugzeug wird von einer Flak-Stellung getroffen und stürzt ab.
13 Häuser werden unbewohnbar zerstört (darunter auch das Gasthaus Schiff), weitere zum Teil schwer beschädigt.
Neben vielen Verletzten kommen 5 Männer und Frauen ums Leben: Sieglinde Schlager, Katharina Bader, Rolf G. Schorpp, Monika Ulrich, Stefan Dunz
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Am 26. März 1945 überquerte die 7. US Armee bei Mannheim den Rhein. Die 1. Französische Armee folgte am 1. April 1945 und setzte bei Philippsburg über den Fluss.
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04. April |
Französische Einheiten besetzen Karlsruhe und Ettlingen und stoßen über Forchheim bis an den Ortsrand von Mörsch vor, wo sie auf starken Widerstand der dort stationierten SS-Zollgrenzschutzeinheit stoßen.
Vormittags erfolgt ein erneuter Luftangriff auf Durmersheim, bei dem viele Häuser beschädigt werden. Dabei werden Josef Weber, Anton Meinrad Vögele und seine Mutter Erna Vögele getötet.
Am Nachmittag wird der Kindergarten St. Lioba beschossen und beschädigt. Die Kinder und die Schwestern flüchten in den Keller.
Eine Fliegerbombe trifft den Hühnerstall von Dr. med. Franz Wegert, Splitter richten auch an der "Nähschule" (heute Parkplatz vor dem Pfarrzentrum) erhebliche Schäden an.
Gegen 23 Uhr gerät der Kirchturm der Pfarrkirche St. Dionys, wo ein Artilleriebeobachtungsposten sitzt, unter Beschuss. An der Sakristei wird eine Mauer zerstört, ebenso gehen alle Kirchenfenster in Bruch.
Die umliegenden Gebäude werden z.T. schwer getroffen, auch die Hildaschule.
Im Haus Brunner (Kirchstraße 2 neben der Hildaschule) wird der damals 7jährige Enkel Horst Martin unter den Trümmern verschüttet und lebensgefährlich verletzt.
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08. April |
Heute ist Weißer Sonntag, der aber wegen der gefährlichen Kriegssituation auf unbestimmte Zeit verschoben wird.
Durch eine Fliegerbombe verlieren Alfons Schlager (15 Jahre), Luise Schlager (23 Jahre) und Anna Schlager (26 Jahre) - drei Geschwister - ihr Leben.
Am Nachmittag werden die am Oberwald bei Würmersheim liegenden deutschen Stellungen von der Artillerie beschossen, da von dort die französischen Truppen in Mörsch unter Beschuss genommen werden.
Auch der Würmersheimer Kirchturm, auf dem ein Beobachtungsposten eingerichtet ist, wird getroffen und stark beschädigt.
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04.-08. April |
Der Kampf um Mörsch führt zu starken Verlusten auf beiden Seiten. Dabei werden in Mörsch auch schwere Panzerfahrzeuge eingesetzt.
Vom Oberwald, vom oberen Rand des Heilwaldes und vom Bickesheimer Platz aus wird Mörsch mit Artillerie und Panzergranaten beschossen.
Mörsch wird stark zerstört. Unter der Zivilbevölkerung gibt es unzählige Verletzte und viele Tote.
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09. April |
Französische Truppen nehmen Mörsch ein und marschieren unter Panzerschutz in Richtung Durmersheim. Die deutschen Stellungen und Bunker nördlich von Durmersheim werden angegriffen. Das Kloster Bickesheim und die Wallfahrtskirche werden durch die Kampfhandlungen stark in Mitleidenschaft gezogen.
Frauen und Männer aus Durmersheim transportieren unter größter Lebensgefahr die verwundeten deutschen Soldaten teils mit dem Ziehwägele zum Sanitätsbunker am Muggensturmer Weg.
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10. April |
In Durmersheim und Würmersheim bleibt es weitgehend ruhig. Die Franzosen rücken im Westen über Neuburgweier und Au am Rhein sowie im Osten über Ettlingen und Bruchhausen vor und kreisen Durmersheim und Würmersheim ein.
In der Nacht sprengen deutsche Truppen die Federbachbrücken und ziehen sich daraufhin weiter nach Süden Richtung Ötigheim-Steinmauern zurück. Rastatt steht von Niederbühl her kurz vor der Übernahme durch die Franzosen.
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11. April Mittwoch
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Ohne auf Widerstand zu treffen erreicht ein französischer Stoßtrupp von Mörsch her gegen 6 Uhr am frühen Morgen Durmersheim und nimmt den Ort ein. Vereinzelt schlagen noch von Süden her Granaten um Würmersheim herum ein, richten aber keine nennenswerten Schäden an.
Bei der Besetzung des Rathauses Durmersheim durch ehem. französischen Kriegsgefangene und Besatzungstruppen wird der stellvertretende Bürgermeister Christian Arnold abgesetzt.
Der französische Gefangenenrat und die örtliche Kommandantur verwalten 2 Wochen lang den Ort. In dieser Zeit kommt es immer wieder zu Plünderungen und Beschlagnahmungen.
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18. April |
Friedrich Joram und seine Söhne Eugen und Hans verlieren beim Holzsammeln im Hardtwald durch eine Sprengmine ihr Leben.
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24. April |
Aus der Zivilbevölkerung ernennen die Franzosen Herr Minet zum Bürgermeister, der aber bald von Herr Stößer abgelöst wird.
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05. Mai |
Aber auch er kann das Amt nicht sachgerecht führen, weshalb die französischen Besatzungsbehörden Altbürgermeister Valentin Schorpp zum kommissarischen Bürgermeister ernennen.
Valentin Schorpp war bereits 1919 - 1928 nach dem Ersten Weltkrieg Bürgermeister.
Altersbedingt gibt er das Amt im August nach Absprache mit der Besatzungsmacht an Ludwig Brunner ab, der dann im Dezember 1948 erster durch die Bevölkerung gewählter Nachkriegsbürgermeister von Durmersheim wird.
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08. Mai
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Deutschland kapituliert - der Krieg ist zu Ende!
In den folgenden Tagen haben amerikanische Truppen von Karlsruhe her die Franzosen nach Durmersheim verdrängt und beanspruchen Durmersheim für sich. Mitten im Dorf an der Engelstraße wird eine Zonengrenze mit Schlagbaum und strengen Kontrollen errichtet.
Später wird die Grenze an den Nordrand des Dorfes bei der Triftstraße verlegt.
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bis 1949 |
Durmersheim gehört zur Französischen Besatzungszone. Es müssen durch Abgaben und Beschlagnahmungen große Leistungen erbracht werden.
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20.06.1948 |
Die Währungsreform bringt Die Deutsche Mark (DM) und mit ihr ein umfassenderes Warenangebot.
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ab 1946 |
Aus den ehem. deutschen Ostgebieten kommen viele Vertriebene und Flüchtlinge nach Durmersheim. Dafür müssen umfangreiche Sachleistungen und Wohnraum zur Verfügung gestellt werden.
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ab 1949 |
Östlich der Durlacher Straße wird bis zur Triftstraße ein neuer Ortsteil erschlossen.
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1950 |
Heimatfest 1950: Durmersheim feiert in großem Stil und zeigt Optimismus für die Zukunft.
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1952 |
Mit viel Eigenleistung kann das Terrassenbad eröffnet werden.
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1955 |
Die letzten Kriegsgefangenen kehren aus Russland heim.
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1956 |
Mit dem Einzug ins neue Rathaus ist Durmersheim in der Zukunft angekommen. |
Quelle: Rudi Kistner/Fritz Schlick, Durmersheim in Vergangenheit und Gegenwart (1980)
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