Gottesacker - Kirchhof - Friedhof

Der Friedhof - Alter Friedhof in Durmersheim

 

Die Vorstellung eines Fortlebens nach dem Tod ist seit Urzeiten den unterschiedlichsten Völkerschaften zu eigen und hat immer wieder andersartige Bestattungssitten hervorgebracht.

 

Genau wie die Römer verbrannten auch die Germanen in der Zeit vor der Völkerwanderung ihre Toten und bestatteten den Leichenbrand in einer Urne. Während der Kaiserzeit kam es bei den Römern zu einer Änderung des Begräbnisrituals: Wer es sich leisten konnte, ließ seine Verstorbenen jetzt unverbrannt in einem steinernen Sarkophag beisetzen und baute ein kleines oder auch größeres Mausoleum darum.

 

In der Zeit um 300 n. Chr. gingen die führenden Familien in Germanien, die als Söldner im römischen Heer gedient und die spätrömischen Bestattungsbräuche kennengelernt hatten, ebenfalls zur Beerdigung des Leichnams über. Den Verstorbenen wurden verschiedene Beigaben mit ins Grab gegeben, den Männern vor allem ihre Waffe, bisweilen sogar ihr Pferd, den Frauen Schmuck. Als Särge wurden ausgehöhlte Bäume verwendet, ab dem 6. Jahrhundert Brettersärge. Die reiche Oberschicht ließ sie in einer unterirdischen, aus Holz oder sogar aus Stein gefertigten Kammer aufstellen, über denen sich bisweilen regelrechte Grabhügel erhoben. Einfache Leute konnten sich das freilich nicht leisten, sie bestatteten ihre Toten einfach auf Totenbrettern oder in Tücher gehüllt. Die Grabplätze lagen außerhalb der Siedlung.

 

Mit der zunehmenden Christianisierung änderten sich die Begräbnissitten. Grabbeigaben werden im 7. Jahrhundert seltener, dafür wurden die Friedhöfe jetzt im Dorf angelegt, meist rings um die Kirche („Kirchhof“) herum.

Besonders hochstehende Personen, Geistliche und Adlige, wurden auch in der Kirche selbst beerdigt.

 

So lag auch in Durmersheim über viele Jahrhunderte hinweg der Friedhof bei der alten Kirche. Daneben, dem Pfarrhaus zu, befand sich das Beinhaus, in das in alter Zeit die Gebeine aus den aufgehobenen Gräbern kamen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts erwies sich dieser Friedhof als zu klein, zudem war er "ganz von Wohnungen umzingelt".

 

Im Jahr 1798 sollte daher auf Drängen des Amtes in Rastatt ein neuer Friedhof angelegt werden. Zwei Äcker außerhalb des Dorfes auf dem heutigen Chennevières-Platz wurden dafür vorgeschlagen. Der Plan wurde gutgeheißen. Durch die Kriegszeit bedingt verzögerte sich die Ausführung jedoch bis zum Jahr 1817.

Im Totenbuch der Pfarrei lesen wir: "Im Jahr 1817 den 9ten Hornung (Februar) am Sonntag Sexagesimae (2. Sonntag der Vorfastenzeit) nach erhaltener Ermächtigung von Seiten des Bischöflichen General Vicariats zu Bruchsal wurde von Unterzeichnetem ein neuer Gottesacker zur Begräbniß der Verstorbenen hiesiger Pfarrei, unter Beobachtung der üblichen Kirchen Ceremonien in gegenwarth des gesamten PfarrVolkes, welches nach der Frühmesse in feyerlichem Bittgang dorthin begleitet wurde öffentlich geweiht und die nachher Verstorbenen in folgender Ordnung allda begraben.

Durmersheim, d. 10ten Hornung 1817, Becker, Pfarrer".

 

Dieser Friedhof schloss zunächst, wie 1798 geplant, den heutigen Chennevières-Platz (früher „Lindenplatz“) mit ein, erst ab 1908 wurde er auf die östliche Seite der Speyerer Straße verlegt.

 

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Typisch für die alten Friedhöfe sind auch die Beinhäuser.

Das Beinhaus, auch Ossarium oder Ossuarium (von lateinisch os, „Knochen“, Mehrzahl: ossa), ist ein überdachter Raum, der zur Aufbewahrung von Gebeinen bestimmt ist, die man bei der Neuanlage von Gräbern ausgehoben hat.

 

Das Beinhaus auf dem heutigen "Alten Friedhof" stand am östlichen Ende an der Werderstraße.

 

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