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Zeugen aus Stein: Feldkreuze und Bildstöcke

       Zeugen aus Stein                

Wegzeichen auf den Gemarkungen von Durmersheim und Würmersheim

 

Die Kreuze und der Bildstock im Dorf und auf der Gemarkung sind aus einem tiefen religiösen Gefühl heraus gestiftet und errichtet worden. Sie sind von hohem heimatgeschichtlichen Wert, sie geben Hinweise auf unsere Vorfahren und ihr Leben und sind Zeugnis ihrer Zeit und ihrer Landschaft.

 

Die Standorte der Kreuze sind sicher nicht zufällig gewählt, sondern bewusst an ihrem Ort aufgestellt worden. Die meisten Kreuze standen bei ihrer Errichtung als Feldkreuze außerhalb des Ortes an den Landstraßen nach Karlsruhe, Rastatt, Au, Ettlingen und Malsch.

 

Einige Kreuze haben ihren ursprünglichen Standort gewechselt, weil sie bei Straßenverlegungen und Straßenverbreiterungen im Weg standen.

 

In Durmersheim stehen 11 Kreuze und 1 Bildstock und im Ortsteil Würmersheim 3  Kreuze.

 

Die religiösen Denkmale weisen sehr unterschiedliche Formen und Funktionen auf.

 

Für unsere Gemeinde gilt die Einteilung in:

Steinkreuze und Kruzifixe:

- Nischenkreuze

- Hochkreuze

- Hochkreuze mit plastischer Christusfigur

Bildstöcke

 

 

Steinkreuze

 

Diese Gruppe von Denkmalen, die sogenannten Steinkreuze, findet man in ungefähr der gleichen Form überall in Mitteleuropa. Es sind in grober Form, frei aus dem Stein herausgehauene Kreuze, die in der Regel nicht höher als einen bis eineinhalb Meter sind.

Der Werkstoff kommt aus der näheren Umgebung des Standortes und ist hier in Durmersheim der leicht zu bearbeitende Buntsandstein.

Steinkreuze wurden als Totengedenkzeichen oder als Sühnezeichen für einen begangenen Totschlag oder am Ort eines tödlichen Unfalls aufgestellt. Die Zeichen auf den Kreuzen beziehen sich fast immer auf den Beruf oder Stand des Opfers.

Es sind typische Rechtsdenkmäler des Mittelalters.

 

 

Kruzifixe

 

Die Zeit des 30-jährigen Krieges (1618 - 1648) ließ keines der mittelalterlichen Denkmale in unserer Heimat überleben, außer dem kleinen versteckt liegenden Steinkreuz am Stiegelberg.

 

Nach dem westfälischen Frieden von 1648, nach dem Ende des Konflikts zwischen den beiden christlichen Konfessionen, normali­sierte sich das alltägliche und religiöse Leben wieder.

 

In den katholischen Gebieten wurden wieder Flurdenkmale errichtet. Besonders das Kreuz wurde von den Gläubigen als Zeichen Christi in die Landschaft gestellt - als Zeichen der Rettung aus großer Not.

Es sind zu Beginn in der Mehrzahl einfache Nischenkreuze ohne die plastische Gestalt des Gekreuzigten, aber oft mit Reliefs christlicher Symbole. Die Nische diente zum Aufstellen einer Heiligenfigur, eines Lichtes oder bei Flurprozessionen als Fluraltar zur Aufnahme einer Monstranz

 

Im 18. Jahrhundert wurden dann die bisherigen Nischenkreuze weitgehend von den Hochkreuzen, oft mit einer plastischen Gestalt des Gekreuzigten versehen, verdrängt.  Sie sind in der Regel bis zu 5 Meter hoch und damit als Zeichen weithin sichtbar.

 

Später wird dann immer häufiger auch die trauernde Muttergottes dargestellt und ganz selten auch noch der Jünger Johannes.

 

In der Barockzeit, Ende des 18. Jahrhunderts, wurden die Sockel der Kreuze immer höher, größer und

geschwungener. Sie wurden mit Gebetsinschriften, Stiftungshinweisen und verzierungen geschmückt.

Anfang des 19. Jahrhunderts änderte sich das Stilempfinden, und als Gegenbewegung zu Barock und Rokoko sind die Kreuze mehr nach klassischen Formen, nach Ebenmaß und Klarheit ausgerichtet.

 

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Kreuze unter dem Einfluß der Neugotik gestaltet, wobei besonders die Sockel herausgearbeitet wurden.

 

Nach dem 2. Weltkrieg wurden wieder Kreuze gesetzt, von geringerer Größe und diesmal vorherr-schend aus Granit oder Kunststein.

 

 

Symbole am Kreuz

 

Der Totenkopf und die beiden gekreuzten Knochen sollen nicht Zei­chen des Todes und der Vergänglichkeit sein, sondern Zeichen der Überwindung des Todes durch den Tod Christi -  denn auf den Gebeinen von Adam wurde das Kreuz  Christi errichtet, Erlösung aus der Erbsünde.

 

 

Die fünf Wundmale Christi (Herz, Hände, Füße), noch symbolträchtiger das flammende Herz und die Leidenswerkzeuge (Hammer, Nägel, Zange, Leiter, Krug und Geißelsäule) sind Waffen Christi für den Sieg über Tod und Teufel , sind Symbole des Erlösungswerkes.

 

Eine regionaltypische Erscheinung in Mittelbaden sind geflügelte Engelsköpfe auf den Hochkreuzen. Sie zeigen Anteilnahme des Himmels am Passionsgeschehen, den Sieg über Tod und Teufel und sind Symbole des Erlösungswerkes.

 

 

Bildstöcke

 

Ein Bildstock besteht aus einem Schaft, der in einem niedrigen Sockel verankert ist. Er trägt einen Aufsatz mit einer Nische die zur Aufnahme einer Heiligenfigur, einer Relieftafel oder eines Bildes dient. Mit dem Bildstöcken sind teilweise Begebenheiten verbunden, die heute noch bekannt sind, etwa Unglücke oder andere Vorfälle, so auch in Durmersheim.

 

 

Stifter und Stiftung der Kreuze

 

Die Stiftung eines Kreuzes geschah aus Verehrung der Leiden Christi. Es war das Bedürfnis zu danken, zu bitten und zu sühnen und war sicher auch zur Erinnerung gedacht.

 

Bei den meisten Kreuzen und dem Bildstock haben die Stifter ihren Namen, Stiftervermerke, das Errichtungsjahr und Gebetsinschriften in den Sockel oder den Schaft der Kreuze und des Bildstockes einmeißeln lassen.

 

Der Stifterkreis dürfte zur dörflichen Oberschicht gehört haben, denn Herstellung und Errichtung der steinernen Kreuze war mit beträchtlichen Kosten verbunden.

Einige Kreuze ließen Kirchengemeinden oder auch die politische Gemeinde erstellen.

 

Über die Feldkreuze und Bildstöcke auf den Gemarkungen von Durmersheim und Würmersheim hat der Pfarrer Jäger im Jahre 1749 ein Verzeichnis erstellt:

 

1.  ein von Holz gemachtes Kreuz an der  Mörscher Markung, von Pfarrer Grote in Mörsch gestiftet

2.  ein von Holz gemachtes Kreuz, so von Joseph Tritsch von Durmersheim hat aufrichten lassen

3.  ein solches am Durlacher Weg, von Adam Klein errchtet

4.  ein von Stein gemachtes Kreuz auf der Hardt, unweit des herrschaftlichen Schaafhofes, "so wie man

     sagt, von allda vorgegangenemUnglück von fremden Leuten soll gesetzt worden sein"

5.  zwei steinere Bildstöcke am Ettlinger Weg, unbekannt von wem errichtet

6.  ein Holzkreuz bei der "Serren", so von Peter Baader gemacht

7.  ein gleiches am Malscher Weg, von Nikolaus Kiefer gemacht

8.  ein gleiches am Muggensturmer Weg

 

Von Würmersheim sind 3 verzeichnet, ein Steinkreuz am Weg nach Durmersheim und zwei Holzkreuze im Dorf und am Weg nach Au.

 

 

Bei der Friedhofsgestaltung wurden und werden Kreuze aufgestellt als Hoffnung auf die Auferstehung.

An Kirchen wurden anläßlich durchgeführter Missionen Kreuze als Symbol der christlichen Weltmission errichtet.

 

 

Erhaltung und Pflege

 

Nach dem Denkmalschutzgesetz von Baden-Württemberg sind Wegkreuze und Bildstöcke als Zeugnisse der Volksfrömmigkeit Kulturdenkmale, an deren Erhaltung und Pflege ein öffentliches Interesse besteht.

 

Ziel der denkmalpflegerischen Mitwirkung ist es, Wegkreuze und Bildstöcke, die in unserer Landschaft meist aus Sandstein sind, möglichst in ihrer originalen Materialsubstanz und in ihren wesentlichen Eigenschaften zu erhalten.

 

Durch Witterungsschäden, Moose und Flechten, mutwillige Zerstörungen und in den letzten Jahren immer stärker durch Umwelteinflüsse, kommt es zu Steinzerfall, Farbverwitterung oder Absprengungen am weichen Sandstein.

 

Notwendige Reparaturen, der Ersatz von Teilen, das Festigen von weichem Material, das Hydrophobieren zum Schutz gegen Regenwasser, der Ersatz des Originals durch eine Kopie und auch Standortveränderungen sind mit dem Landesdenkmalamt abzuklären.

 

Quelle: Bildstöcke und Kreuze im Landkreis Rastatt, Rastatt 1985